Münster: Nebenwirkungen von Arzneimitteltherapien bei Multipler Sklerose besser erfassen

GKV-Routinedaten und Registerdaten können durch eine standardisierte Auswertung die Pharmakovigilanz innovativer Therapien am Beispiel der Multiplen Sklerose verbessern.

Symbolbild Multiple Sklerose
Multiple Sklerose (Symbolbild).
© AdobeStock | MohamadFaizal

Die Multiple Sklerose (MS) zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems – allein in Deutschland sind über 250.000 Menschen betroffen. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA fördert mehrere Projekte, bei denen diese Erkrankung im Fokus steht. Ein Projekt aus dem Bereich Versorgungsforschung konnte nach Ansicht des Innovationsausschusses nun zeigen, dass auch Routinedaten die Erkenntnislage zu Nebenwirkungen von MS-Arzneimitteln verbessern können.

Zugang zu Gesundheitsdaten

Da das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) Möglichkeiten geschaffen hat, den Zugang zu und die Verarbeitung von Gesundheitsdaten zu erleichtern, werden die Projektergebnisse an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weitergeleitet. Hier soll geprüft werden, ob die Ergebnisse von der neuen zentralen Datenzugangs- und Koordinierungsstelle des BfArM genutzt werden können.

Eine MS verläuft in Schüben und individuell sehr unterschiedlich, aber oft erleben Betroffene schwere körperliche Beeinträchtigungen wie Schwäche und Sehstörungen. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Arzneimittel zur Behandlung von MS zugelassen worden, sie erweitern das Therapiespektrum erheblich. Auch wenn die Zulassung von Arzneimitteln an den Nachweis von Verträglichkeit, Wirksamkeit und Sicherheit gebunden ist, zeigen sich einige seltene Nebenwirkungen erst im Behandlungsalltag. Eine Meldung von Nebenwirkungen an das Spontanmeldesystem des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) ist jedoch nicht verpflichtend. Deshalb hat das vom Innovationsausschuss geförderte Projekt VerSI-MS-PV untersucht, ob auch Datenquellen aus der ambulanten und stationären Versorgung von MS-Patientinnen und -Patienten genutzt und analysiert werden können. So soll nachvollzogen werden, wann und warum Therapien gewechselt wurden und wie häufig unerwünschte Wirkungen auftraten.

Erhebung von Patientendaten wird weitergeführt

Konkret wurden für die Analyse die Abrechnungsdaten von 44 Betriebskrankenkassen und 12 Kassenärztlichen Vereinigungen mit Daten aus zwei MS-Patientenregistern und dem Spontanmeldesystem des PEI zusammengeführt. Das Projekt hat im Ergebnis zeigen können, dass Daten zu Nebenwirkungen aus der Regelversorgung das Spontanmeldesystem des PEI sinnvoll ergänzen und Arzneimittelsicherheit verbessern können. Die hierfür etablierte Dokumentationsplattform innerhalb des MS-Registers für die Erhebung von Patientendaten wird über das Projektende hinaus weitergeführt, sodass registerbasierte Pharmakovigilanzdaten zu MS weiter ausgewertet und entsprechend den vorgegebenen Meldewegen kommuniziert werden können.

Implikationen für andere Krankheitsarten

Ziel ist es Empfehlungen zu gewinnen, wie in Krankheitsfeldern mit sich dynamisch ändernden Therapieoptionen das Spontanmeldesystem der Arzneimittelsicherheit durch Daten der Regelversorgung ergänzt werden kann.


Weitere Informationen

KliFoNet.NRW steht für Klinisches Forschungsnetzwerk NRW. Der Leuchtturm ist die zentrale Plattform für Austausch und Organisation zur klinischen Forschung in NRW. Mehr Informationen zum Leuchtturm finden Sie auf www.KliFoNet.nrw.

Weitere Neuigkeiten aus NRW zu Innovationen, Forschungsergebnissen und Entwicklungen der innovativen Medizin finden Sie bei unseren News.


Beitrag teilen:
X
LinkedIn
Mail
Link kopieren