17.11.2020
Angesichts des raschen Anstiegs der gemeldeten COVID-19-Fälle in Deutschland wurde am 28.10.2020 ein 4-wöchiger (ab dem 2.11) „Lockdown Light“ angekündigt. Anhand mathematischer Modelle, die schon im Lauf der ersten COVID-19-Welle für Vorhersagen entwickelt wurden, haben die Forscherinnen und Forscher nun mögliche Szenarien für den weiteren Verlauf der Pandemie bis ins Frühjahr 2021 simuliert.
Die Simulationen geben an, wie viele täglich gemeldete Neuinfektionen im jeweiligen Szenario zu erwarten sind, und wie viele Intensivbetten für die Versorgung der Patienten gemäß der Vorhersage erforderlich würden. Die Ergebnisse legen nahe, dass der vierwöchige „Lockdown Light“ im November allein nicht ausreichen könnte, um eine dritte, noch deutlich stärkere Covid-19-Welle im Winter zu vermeiden, wenn danach alle Maßnahmen dieses „Lockdown“ aufgehoben werden sollten. Die Einführung von ein bis zwei weiteren zweiwöchigen Shutdown-Perioden im Winter und Frühjahr als „Wellenbrecher“ könnte es dagegen ermöglichen, Grundaktivitäten aufrecht zu erhalten und die Covid-19-Wellen unter Kontrolle zu halten.
Als Alternative zu strikten, zeitlich begrenzten Shutdown-Perioden zeigen die Simulationen, dass auch dauerhaft geltende, weniger einschränkende Maßnahmen, wie sie vielerorts bereits vor dem „Lockdown Light“ eingeführt wurden, geeignet sein könnten, um die Epidemie in Deutschland dauerhaft einzudämmen.
„Unsere langfristigen Szenario-Modellierungen sind qualitativ zu verstehen und beanspruchen nicht, den realen Verlauf exakt vorherzusagen“, sagt Dr. Jan Fuhrmann vom Simulation Lab Epidemiology and Pandemic des Jülich Supercomputing Centre (JSC). „Die Szenarien zeigen aber gut auf, wie sich die Epidemie unter verschiedenen Maßnahmen entwickeln würde. Wir betonen, dass die in den Simulationen vorhergesagten, teils sehr hohen Fallzahlen nur dann eintreten, wenn entsprechende weitere, zur Eindämmung notwendige Maßnahmen nicht getroffen werden. Das wären zum Beispiel lokal begrenzte Shutdown-Perioden, die in den Szenarien bisher nicht berücksichtigt werden,“ erklärt Jan Fuhrmann, der die Entwicklung der Corona-Epidemie in Zusammenarbeit mit Dr. Maria Barbarossa vom Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) berechnet hat.
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Zur Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich.