Düsseldorf: Alzheimer Forschung Initiative fördert Pflegeforschung

Gefördert wird die Fertigstellung und wissenschaftliche Überprüfung eines Schulungsprogramms, das Pflegekräfte und Betreuungspersonen zur alltagsnahen geistigen Aktivierung von Menschen mit Demenz befähigt.

Es wäre ein Meilenstein, wenn sich unser Ansatz auch positiv auf die (Arbeits-)Zufriedenheit von Pflege- und Betreuungspersonen auswirken würde.
Dr. Ann-Kristin Folkerts
Dr. Ann-Kristin Folkerts (li.) und Prof. Dr. Elke Kalbe , Alzheimerforschung
Dr. Ann-Kristin Folkerts (li.) und Prof. Dr. Elke Kalbe mit Schulungsmaterialien.
© Marajke Thermann

Alltagsbegleitende geistige Aktivierung von Menschen mit Demenz: Ein vertrauter Duft, das Erinnern an frühere Zeiten oder eine geistige Aufgabe wie das Fortführen eines bekannten Sprichwortes – oft sind es einfache Dinge, mit denen man Menschen mit Demenz trotz schwindender Erinnerungen erreichen kann. Doch im Alltag bieten sich für die Erkrankten häufig nur begrenzte Möglichkeiten für geistige Anregung und soziale Interaktion.

Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterstützt deshalb jetzt die Fertigstellung und Überprüfung der Wirksamkeit eines besonderen Schulungsprogramms mit 500.000 Euro. Es soll Pflege- und Betreuungspersonen in Einrichtungen und im häuslichen Umfeld zeigen, wie sie Menschen mit Demenz im Alltag aktivieren und fördern können. Damit unterstützt die AFI erstmals ein Forschungsvorhaben im Bereich Pflegeforschung.

Das Programm „24/7 Kognitive Stimulation für Menschen mit Demenz (CogStim24)“ ist angesiedelt an der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik der Universität zu Köln. Die Gerontologin Dr. Ann-Kristin Folkerts und die Neuropsychologin Prof. Dr. Elke Kalbe haben das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Sascha Köpke entwickelt. Einbezogen wurden auch Pflege- und Betreuungspersonen sowie Vertretungen von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen. Ziel ist, Pflege- und Betreuungspersonen zu vermitteln, wie sie stärker zur geistigen Aktivierung beitragen können. Das Besondere: Die Übungen finden nicht zu festen Zeiten in einer Gruppe statt, sondern werden flexibel in alltägliche Pflegesituationen wie beim Waschen, Anziehen oder Essen eingebunden – und das rund um die Uhr.

In der 11-wöchigen Schulung lernen Pflege- und Betreuungspersonen vielfältige Methoden kennen – etwa zur biografischen Arbeit, zur Anregung der Sinne, mit Musik, Bewegung oder kleinen Denkaufgaben. Dazu gibt es abgestimmte Materialien in zwei Schwierigkeitsgraden, sodass der Großteil der Menschen mit Demenz – unabhängig von ihrem kognitiven oder körperlichen Zustand – einbezogen werden kann. Pflege- und Betreuungspersonen bewerten das Programm trotz Herausforderungen wie Zeitdruck oder Personalmangel als alltagstauglich und bereichernd. Das ergab eine erste Machbarkeitsstudie des Forschungsteams. Nun soll CogStim24 auf Basis dieser Erfahrungen weiterentwickelt werden, um es dauerhaft in der Praxis zu verankern.

  1. Verbessert sich durch alltagsintegrierte kognitive Aktivierung die Lebensqualität und geistige Leistungsfähigkeit von Menschen mit Demenz?
  2. Wirkt sich das Programm auch positiv auf die Zufriedenheit der Pflege- und Betreuungspersonen aus?

Dazu soll das Schulungsprogramm in Workshops gemeinsam mit Pflegenden und Betreuenden fertig gestellt werden. Das Feedback von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen wird dabei mit einbezogen. In einer Wirksamkeitsstudie wird untersucht, welche Wirkung das Programm auf die geistigen Leistungen und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und auf die Zufriedenheit der Pflege- und Betreuungspersonen hat. Das Forschungsteam zielt mit dem Ansatz auch auf die Verbesserung des Pflegealltags ab.

Durch kognitive Stimulation, die im Alltag mitläuft, können wir viel mehr Menschen erreichen als mit Gruppenangeboten zu festen Zeiten. Die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz könnte sich dadurch deutlich verbessern.
Prof. Dr. Elke Kalbe

Mit dieser Projektförderung startet die AFI anlässlich des 30-jährigen Bestehens einen neuen Forschungsschwerpunkt. Die Pflegeforschung wird künftig – neben der Grundlagenforschung – das zweite Standbein der Forschungsförderung der AFI. Jedes Jahr wird die gemeinnützige Organisation Fördergelder für ein neues Projekt aus der Pflegeforschung zur Verfügung stellen. Damit möchte die AFI einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz leisten. Die Summe von 500.000 Euro für das erste Pflegeprojekt ist die höchste, mit der die AFI bislang ein Projekt unterstützt hat.


Weitere Informationen

KliFoNet.NRW steht für Klinisches Forschungsnetzwerk NRW. Der Leuchtturm ist die zentrale Plattform für Austausch und Organisation zur klinischen Forschung in NRW. Mehr Informationen zum Leuchtturm finden Sie auf www.KliFoNet.nrw.

Weitere Neuigkeiten aus NRW zu Innovationen, Forschungsergebnissen und Entwicklungen der innovativen Medizin finden Sie bei unseren News.


Beitrag teilen:
X
LinkedIn
Mail
Link kopieren