12.08.2024
Unsere Forschung deutet darauf hin, dass Fasten, Spermidin, Autophagie und Gesundheit im Alter in einer kausalen Beziehung zueinanderstehen. Dieser Mechanismus beginnt mit dem Fasten und setzt sich mit der Produktion von Spermidin fort.

© UKB | J. Saba
Zwar steigt in der heutigen Zeit die Lebenserwartung, jedoch bleiben Menschen nicht unbedingt länger gesund. Das führt zu erhöhten Belastungen für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem. Fastenregimes, also geplante und kontrollierte Perioden des Nahrungsverzichts, können eine wirksame Methode zur Verbesserung der Gesundheit und Prävention altersbedingter Krankheiten sein.
Was geschieht beim Fasten?
Die genauen Mechanismen, die den gesundheitsfördernden Effekten des Fastens zugrunde liegen, sind weitgehend unerforscht. Ein internationales Forschungsteam, unter anderem bestehend aus Forschenden des Universitätsklinikums Bonn (UKB), der Universität Bonn und der Charité Universitätsmedizin Berlin, hat deshalb unter der Leitung der Karl-Franzens-Universität Graz die molekularen Effekte des Fastens untersucht. Dabei zeigte sich, dass während des Fastens bei Menschen, Mäusen, Fliegen, Würmern und Hefezellen die Konzentration einer Substanz namens Spermidin signifikant ansteigt. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei den gesundheitlichen Vorteilen des Fastens. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Fachzeitschrift Nature Cell Biology erschienen.
Die Fitness, Gesundheitsspanne und Lebensspanne all dieser Organismen werden durch Fastenprozesse verbessert. Die in der Publikation beschriebenen Humanstudien wurden federführend von Dr. Christine Niemeyer und Dr. Nils Gassen, von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Leitung: Prof. Alexandra Philipsen) des UKB, die beide auch an der Universität Bonn forschen, zusammen mit einem Team der Charité Berlin durchgeführt. Die Bonner Forschenden konnten gemeinsam mit ihrem Team zeigen, dass die gesundheitlichen Vorteile des Fastens im Menschen stark von der Erhöhung der Spermidinkonzentration im Körper abhängen. Spermidin ist eine natürliche Verbindung, die in allen lebenden Zellen vorkommt und viele zelluläre Prozesse unterstützt.
Herzschutz durch Fasten
Durch chemische und genetische Eingriffe verhinderten die beteiligten Forschungsgruppen die fasteninduzierte Spermidinerhöhung in verschiedenen Modellorganismen, mit dem Ergebnis, dass die Organismen nicht mehr vom Fasten profitierten. Ein wesentlicher Effekt des Fastens ist die Auslösung der Autophagie. Ein Prozess, bei dem Zellen sich selbst reinigen und beschädigte Bestandteile abbauen. Organismen, die während des Fastens kein Spermidin mehr produzieren konnten, zeigten auch keine Autophagie mehr. Darüber hinaus zeigten die Forschungsergebnisse außerdem, dass die herzschützenden Effekte des Fastens ebenfalls von der inneren Spermidinsynthese abhängig sind.
Dies unterstreicht die Bedeutung von Spermidin als entscheidenden Faktor für die positiven Auswirkungen des Fastens auf die Gesundheit im Alter. Die Forschungsergebnisse bieten damit neue Einblicke in die Mechanismen des Fastens. Sie eröffnen potenzielle Wege für präventive und therapeutische Strategien zur Förderung der Gesundheit im Alter.
Weitere Informationen
Der Leuchtturm Alternsmedizin.NRW widmet sich der zentralen demographischen Herausforderung der Gesundheit im Lebensverlauf und im Alter.
Gleichzeitig dient der Leuchtturm als zentrale Plattform für Vernetzung und Austausch in NRW.
Weitere Neuigkeiten aus NRW zu Innovationen, Forschungsergebnissen und Entwicklungen der innovativen Medizin finden Sie bei unseren News.