Bonn: 8 Millionen Euro für eine bessere Versorgung von Krebs-Langzeitüberlebenden

Die Deutsche Krebshilfe gibt anlässlich des Weltkrebstags den neuen Förderschwerpunkt bekannt.

In Deutschland leben momentan viele Langzeitüberlebende mit eingeschränkter Lebensqualität. Ihre Zahl wird in Zukunft weiter ansteigen und damit auch die Notwendigkeit, die erheblichen Versorgungslücken in diesem Bereich zu schließen. Mit den beiden auf den Weg gebrachten Förderschwerpunktprogrammen gehen wir dieses Thema wissenschaftlich und strategisch an.
Dr. Franz Kohlhuber, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe
Symbolbild zum Weltkrebstag mit Schleifen in verschiedenen Farben für verschiedene Krebsarten.
Weltkrebstag (Symbolbild).
© Adobe Stock | Polonio Video

Auch viele Jahre nach der Krebsdiagnose ist das Leben der Betroffenen häufig geprägt von unterschiedlichen Folgen der Erkrankung. Dieses Feld ist bislang aber nur wenig erforscht. Mit dem neuen Förderschwerpunkt „Langzeitüberleben nach Krebs“ geht die Deutsche Krebshilfe das Thema an: Der Schwerpunkt umfasst die beiden Programme „Datenerhebung und Datenanalyse“ sowie „Innovative Versorgungsmodelle“, in denen insgesamt elf Forschungsprojekte mit acht Millionen Euro gefördert werden. Ziel ist, die Situation der Betroffenen besser zu verstehen und ihre Versorgung zu verbessern.

Dank der Fortschritte in Früherkennung und Therapie überleben immer mehr Menschen ihre Krebserkrankung. Damit steigt aber auch die Anzahl der sogenannten Langzeitüberlebenden in Deutschland – Menschen, deren Krebserkrankung mehr als fünf Jahre zurückliegt. Zurzeit leben etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland mit oder nach Krebs, wovon Langzeitüberlebende mit 3,5 Millionen den größten Teil ausmachen. Von ihnen leidet schätzungsweise die Hälfte an Spätfolgen der Erkrankung oder der Therapie.

Zu den häufig auftretenden körperlichen Langzeitfolgen zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erschöpfung, Nervenstörungen sowie Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit. Krebs kann aber auch auf andere Art Spuren hinterlassen. So können Arbeitsausfall und Berufsunfähigkeit als Folge der Erkrankung zu finanziellen Belastungen führen. Hinzu kommen für viele Patienten psychische Probleme wie Depressionen und die Angst vor einem Rückfall. „Wir wissen noch viel zu wenig darüber, wie verbreitet die unterschiedlichen Langzeitfolgen sind und wann sie bei wem auftreten. Was uns fehlt, sind umfassende Daten, die uns dabei helfen, zu erkennen, wie wir die Situation der Langzeitüberlebenden verbessern können“, so Professor Wolf-Karsten Hofmann. Er ist Vorsitzender des Fachausschusses ‚Versorgungsmaßnahmen und -forschung‘ der Deutschen Krebshilfe.

In fünf der geförderten Forschungsprojekte erheben und analysieren Wissenschaftler nun solche Daten, indem sie Langzeitüberlebende zu körperlichen, psychischen und sozialen Nachwirkungen ihrer Erkrankung befragen. So wollen sie zum einen eine Datengrundlage für mögliche Versorgungsmaßnahmen schaffen, zum anderen sollen Faktoren identifiziert werden, die das Risiko für bestimmte Langzeitfolgen erhöhen. Die Projekte des Schwerpunktprogramms „Langzeitüberleben nach Krebs – Datenerhebung und Datenanalyse“ werden mit insgesamt drei Millionen Euro gefördert.

Wenn die regulären Nachsorgeuntersuchungen abgeschlossen sind, treten Menschen mit überstandener Krebserkrankung meist in eine Phase ohne strukturierte Versorgungsangebote ein. Das Programm „Langzeitüberleben nach Krebs – innovative Versorgungsmodelle“ umfasst Projekte, in denen Ärzte und Wissenschaftler Konzepte zur nachhaltigen Versorgung von Langzeitüberlebenden entwickeln und deren möglichen Einsatz in der Praxis erforschen. Die geförderten Projekte sollen die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und ihre Gesundheitskompetenz stärken. Dafür werden unterschiedliche Elemente aus der Versorgung wie Psychoonkologie, Sozialberatung, Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und die Krebs-Selbsthilfe miteinander verknüpft. Im Rahmen dieses Schwerpunktprogramms fördert die Deutsche Krebshilfe sechs Projekte mit insgesamt fünf Millionen Euro.

„Die Initiative der Deutschen Krebshilfe macht deutlich, wie sehr es der Organisation um eine bessere Versorgung von Betroffenen geht – auch nach einer überstandenen Krebserkrankung. Aus meiner Arbeit bei der ‚Frauenselbsthilfe Krebs‘ und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, wie unglaublich hoch die Belastung für die Betroffenen nach einer Krebserkrankung noch immer sein kann“, so Barbara Quenzer, Vorsitzende des Fachausschusses ‚Krebs-Selbsthilfe / Patientenbeirat‘.


Im Bereich der innovativen Medizin gibt es viele Möglichkeiten für Forschende und Unternehmen, sich um Fördergelder zu bewerben.

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