Bochum: Präzise Darmkrebs-Diagnostik mit KI und Infrarot-Bildgebung

Ein Bochumer Team hat gezeigt, dass KI und Infrarot-Bildgebung für eine automatische und schnelle Darmkrebs-Diagnostik genutzt werden können.

Klaus Gerwert, Stephanie Schörner und Frederik Großerüschkamp (von links) wollen mithilfe Künstlicher Intelligenz die Diagnostik von Darmkrebs verbessern.  © RUB, Marquard
Klaus Gerwert, Stephanie Schörner und Frederik Großerüschkamp (von links) wollen mithilfe Künstlicher Intelligenz die Diagnostik von Darmkrebs verbessern.
© RUB, Marquard

Der immense Fortschritt im Bereich der Therapieoptionen über die vergangenen Jahre hat die Heilungschancen für Patient:innen mit Darmkrebs deutlich verbessert. Diese neuen Ansätze wie etwa Immuntherapien erfordern jedoch eine präzise Diagnose, damit sie gezielt auf die jeweilige Person abgestimmt werden können. Forschende des Zentrums für Proteindiagnostik PRODI der Ruhr-Universität Bochum setzen Künstliche Intelligenz in Kombination mit Infrarot-Bildgebung ein, um die Therapie von Darmkrebserkrankungen optimal auf den einzelnen Patienten abzustimmen. Dadurch wollen sie die Darmkrebs-Diagnostik verbessern. Die markierungsfreie und automatisierbare Methode kann bestehende pathologische Analysen ergänzen.

Präzise Darmkrebs-Diagnostik binnen einer Stunde

Das Team von PRODI entwickelt seit einigen Jahren ein neues Verfahren der digitalen Bildgebung: Das sogenannte Label-freie Infrarot (IR)-Imaging. Die Informationen aus dem Verfahren werden mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert. Dazu setzen die Forschenden Bildanalysemethoden aus dem Bereich des Deep Learning ein.

Das Team von PRODI konnte in Zusammenarbeit mit klinischen Partnern zeigen, dass diese Kombination einen prognostisch und therapeutisch relevanten Parameter bei Darmkrebs zuverlässig bestimmen kann. Dabei geht es um den sogenannten Mikrosatellitenstatus. Dafür durchläuft die Gewebeprobe einen standardisierten, benutzerunabhängigen, automatisierten Prozess und ermöglicht eine ortsaufgelöste differentielle Klassifizierung des Tumors innerhalb einer Stunde.

Hinweis auf die Wirksamkeit von Therapien

In der klassischen Diagnostik wird der Mikrosatellitenstatus entweder über eine aufwändige Immunfärbung verschiedener Proteine oder über eine DNA-Analyse bestimmt. „15 bis 20 Prozent der Darmkrebspatientinnen und -patienten weisen eine Instabilität der Mikrosatelliten im Tumorgewebe auf“, so Prof. Dr. Andrea Tannapfel, Leiterin des Instituts für Pathologie der Ruhr-Universität. „Diese Instabilität ist ein positiver Biomarker, der darauf hindeutet, dass eine Immuntherapie wirksam sein wird.“

Das sogenannte Label-freie Infrarot (IR)-Imaging misst die genomische und proteomische Zusammensetzung des untersuchten Gewebes, liefert also molekulare Informationen anhand der Infrarotspektren.

Mit den immer besseren Therapieoptionen gewinnt auch die schnelle und unkomplizierte Bestimmung solcher Biomarker immer mehr an Bedeutung. Basierend auf IR-mikroskopischen Daten wurden am PRODI neuronale Netzwerke modifiziert, optimiert und trainiert, um die Label-freie Diagnostik zu etablieren. Anders als die Immunfärbung kommt dieser Ansatz ohne Farbstoffe aus und ist deutlich schneller als die DNA-Analyse. „Wir konnten zeigen, dass die Genauigkeit des IR-Imagings für die Bestimmung des Mikrosatellitenstatus nahe an die in der Klinik gängigste Methode, die Immunfärbung, herankommt“, so die Doktorandin Stephanie Schörner. „Durch stetige Weiterentwicklung und Optimierung der Methode erwarten wir eine weitere Steigerung der Genauigkeit“, ergänzt Dr. Frederik Großerüschkamp.


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