Warum wird eine zentrale Anlaufstelle für die Geschlechterforschung in Deutschland gebraucht? Um die Einrichtung eines geht es auf einer Tagung am 3. November im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) an der Universität Bielefeld. Zu dieser Tagung laden Wissenschaftler:innen und das Rektorat der Universität Bielefeld sowie das Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW ein. Das angestrebte Institut soll neue Impulse für den interdisziplinären Austausch geben und die internationale Zusammenarbeit in der Geschlechterforschung durch ein -Programm stärken.
Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Geschlechterforschung zu einem wissenschaftlich anspruchsvollen, gesellschaftlich hochrelevanten, durch lebendige Interdisziplinarität gekennzeichneten Forschungsfeld entwickelt. „Geschlechterforschung ist unabdingbar, um gesellschaftliche Dynamiken und die Veränderungen von Geschlechtervorstellungen zu analysieren und die fortbestehende Bedeutung von Geschlecht für Lebenschancen von Menschen zu verstehen“, sagt Professorin Dr. Tomke König vom Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZG) der Universität Bielefeld. „Gerade angesichts der gegenwärtigen politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, braucht es Geschlechterforschung.“
Auch der Wissenschaftsrat (WR), der die Bundesregierung und die Länder zu Wissenschaft und Forschung berät, bezeichnet die Geschlechterforschung als „dynamisches und auch international zukunftsträchtiges Forschungsfeld, das allen wissenschaftlichen Disziplinen Potenzial zu methodischer und thematischer Weiterentwicklung bietet“. In seinen Empfehlungen von 2023 schlägt der WR die Bildung von „Forschungsknoten“ vor, mit dem Ziel, die internationale Zusammenarbeit innerhalb der Geschlechterforschung zu stärken. Ein Institute for Advanced Studies könnte hier zu einem wichtigen Motor werden.
Die Idee hinter dem Institut
Das nun von der Bielefelder Initiative gemeinsam mit dem Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW angeregte soll Forschenden Freiräume bieten, um außerhalb der regulären Lehre und Forschung an Projekten zu arbeiten und sich international und interdisziplinär zu vernetzen. Dafür ist ein -Programm für Gastwissenschaftler:innen vorgesehen, das Forschende aller Karrierestufen einbezieht. „Wenn gesellschaftliche Debatten, etwa über Gleichstellung, an Schärfe gewinnen, bieten wissenschaftliche Räume die Möglichkeit für sachlichen Austausch und fundierte Analysen“, sagt Dr. Christina Benninghaus vom IZG, Mitinitiatorin der Konferenz.
Bedeutung für Wissenschaft und Gesellschaft
Die Tagung soll unter anderem klären, welche Funktionen das geplante Institut innerhalb der Wissenschaft übernehmen soll und wie es in die Gesellschaft hineinwirken kann. Interdisziplinarität und Internationalität sind dabei wichtige Zielsetzungen. So soll zum Beispiel neben Sozial- und Kulturwissenschaften auch die geschlechtersensible Medizin eingebunden werden, die die oftmals fehlende Berücksichtigung von Geschlechterunterschieden in der medizinischen Forschung und der Gesundheitsversorgung ausgleicht.
Diskussion und Ausblick
Das Programm der Tagung ist dreigeteilt: An eine Podiumsdiskussion, die sich der Bedeutung der Geschlechterforschung in Zeiten der Anfechtung der Demokratie und Wissenschaftsfreiheit widmet, schließt sich eine Diskussionsrunde zu institutionellen Strukturen der Geschlechterforschung an. Dr. Silviana Galassi vom Wissenschaftsrat stellt dessen Empfehlungen vor.
Weitere Beiträge behandeln die Erfolgsgeschichte des CEWS Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung sowie die Bedeutung von als Instrumente der Wissenschaftsförderung. Eine frühere Forschungsgruppe des Zentrums für interdisziplinäre Forschung (ZiF) präsentiert ihre Erfahrungen. Im dritten Teil der Veranstaltung diskutieren die Teilnehmenden über die Struktur und Gestaltung des angedachten Instituts. Welche Themen und Probleme sollen im Fokus stehen? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Gründung eines solchen Instituts gelingt?
Eine Anmeldung zur Tagung ist bis zum 22. Oktober möglich.
Weitere Informationen
Ansprechpartnerin
Dr. Christina Benninghaus, Universität Bielefeld
Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZG)
Telefon 0521 106-67330
christina.benninghaus@uni-bielefeld.de
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Der Leuchtturm Gendermedizin.NRW beschäftigt sich mit der Berücksichtigung von Geschlechts- und Genderaspekten in der medizinischen Forschung sowie in der Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge.
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