Köln: Klinische Entwicklung von Medikamenten bei Antibiotikaresistenz startet

Neue antikörperbasierte Therapie gegen resistente Bakterien: Die Uniklinik Köln leitet die klinische Entwicklung ein, unterstützt durch über 3,2 Mio. € Förderung.

Die klinische Entwicklung von neuen Medikamenten, also der Transfer von wissenschaftlichen Entdeckungen zur Anwendung im Patienten ist extrem teuer und aufwändig. Diese Fördergelder bringen uns dabei einen Riesenschritt weiter.
Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker
(v.l.) Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis, Fotos: Michael Wodak
(v.l.) Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis
Fotos: Michael Wodak

Antibiotikaresistenzen gehören zu den größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Immer häufiger führen Infektionen mit multiresistenten Erregern zu schweren Krankheitsverläufen, langen Klinikaufenthalten und steigenden Sterblichkeitsraten. Dies zeigt sich besonders deutlich bei immungeschwächten oder vorerkrankten Patientinnen und Patienten, was die Notwendigkeit der Entwicklung innovativer therapeutischer Strategien hervorhebt. Eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Antibiotika bieten in diesem Zusammenhang antikörperbasierte Therapeutika, die gezielt in bakterielle Krankheitsmechanismen eingreifen, ohne das gesunde Mikrobiom zu schädigen. Sie wirken hochspezifisch, verbleiben über längere Zeit im Blutkreislauf und sind in der Regel gut verträglich. Diese Eigenschaften machen sie sowohl für die akute Therapie als auch für die präventive Anwendung bei Risikopatientinnen und -patienten besonders geeignet.

„Langfristig eröffnet dieser Ansatz die Möglichkeit, Antikörper nicht nur therapeutisch, sondern auch prophylaktisch einzusetzen, etwa zur Prävention nosokomialer Infektionen bei besonders gefährdeten Patientengruppen“, erklärt Dr. Alexander Simonis.

Ein bedeutender Krankheitserreger mit weit verbreiteter Antibiotikaresistenz ist Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium ist insbesondere für schwer behandelbare Lungenentzündungen bei Krankenhauspatientinnen und -patienten verantwortlich. Darüber hinaus kann der Erreger bei chronischen Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose langanhaltende Infektionen hervorrufen, die die Lungenfunktion und Lebensqualität deutlich einschränken. Um dieser medizinischen Herausforderung wirksam zu begegnen, geht ein innovativer Therapieansatz zur Bekämpfung von P. aeruginosa nun in die nächste Phase: Nach erfolgreicher präklinischer Entwicklung eines Antikörpers, der gezielt das krankheitsverursachende Typ-III-Sekretionssystem (T3SS) des Erregers neutralisiert, bereitet das Projektteam unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis, Schwerpunkt Klinische Infektiologie in der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln, derzeit dessen GMP-konforme Herstellung (Good Manufacturing Practice) vor.

Die Gesamtförderung des Projekts beläuft sich inzwischen auf über 3,2 Millionen Euro. Neben der laufenden Unterstützung durch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) in Höhe von 1,7 Millionen Euro, stellt nun die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) weitere 1,55 Millionen Euro bereit. Die Tochtergesellschaft ForTra gGmbH für Forschungstransfer der EKFS unterstützt mit 1,2 Millionen Euro die Finanzierung der GMP-konformen Herstellung des Antikörperkandidaten. Ergänzend fördert die EKFS über ihre Förderlinie „Translatorik“ mit 350.000 Euro die Vorbereitung einer anschließenden Phase-I-Studie zur ersten klinischen Prüfung am Menschen. Dank der gezielten Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung können die nun anstehenden translationalen Schritte unternommen werden, sodass das Projektvorhaben maßgeblich vorangetrieben wird. Einen entscheidenden Meilenstein stellt dabei die nun bevorstehende Herstellung des Antikörpers unter GMP-Bedingungen dar, da sie den Weg für die klinische Anwendung ebnet und neue Perspektiven in der Bekämpfung dieses hochrelevanten Erregers eröffnet.


Weitere Informationen

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Aktuell befindet sich die Plattform in der offenen Testphase. Wir freuen uns auf Ihr Feedback:

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