Köln: Beeinflusst das Geschlecht die Immuntherapie bei Krebs?

Bei drei Krebsarten wird in einer Studie geprüft, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Wirksamkeit und Verträglichkeit in der Therapie gibt.

Unser Ziel ist es, auf Grundlage dieser Daten die Krebstherapie weiter zu verbessern – und zwar so, dass die individuellen Bedürfnisse aller Patientinnen und Patienten besser berücksichtigt werden. Geschlechtersensible Forschung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer noch personalisierteren Medizin, insbesondere im Kontext von Immuntherapien.
Priv.-Doz. Dr. Paul Bröckelmann, Oberarzt, Klinik I für Innere Medizin, Köln
Eine Hand reguliert den Tropfer an einer Infusion, im Hintergrund ist verschwommen ein Bett, Personalisierte Medizin
Therapie bei Krebserkrankungen (Symbolbild).
© AdobeStock | somkanokwan

Die moderne Krebsmedizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Insbesondere durch Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs), die das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen den Tumor unterstützen. Doch wirken diese Therapien bei allen Menschen gleich? Ein neues Forschungsprojekt der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln widmet sich diesem Thema.

Im Mittelpunkt des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Projekts „BRIDGE-ICI“ stehen die Fragen, ob Frauen und Männer unterschiedlich auf die Immuntherapien mit ICI ansprechen, ob sich Nebenwirkungen bei ihnen in Art oder Häufigkeit voneinander unterscheiden und wie sich die Behandlung auf ihre Lebensqualität auswirkt.

„In vielen klinischen Studien sind Frauen immer noch unterrepräsentiert. Dabei wissen wir aus der medizinischen Forschung, dass biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern die Wirkung und Verträglichkeit von Therapien beeinflussen können“, sagt Univ.-Prof. Dr. Nicole Skoetz. Sie ist Leiterin des Instituts für Öffentliches Gesundheitswesen an der Universität zu Köln. „Wir wollen mit BRIDGE-ICI die vorhandenen Daten systematisch auswerten und sichtbar machen, wo es Lücken gibt.“

Gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. Paul Bröckelmann, Oberarzt an der Klinik I für Innere Medizin und dem Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln, wird das Team von Prof. Skoetz systematische Übersichtsarbeiten – sogenannte Cochrane-Reviews – durchführen. Dabei nehmen die Forschenden drei Krebsarten besonders in den Blick, bei denen ICIs bereits häufig eingesetzt werden: Hautkrebs (Melanom), nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC) und Tumore des Verdauungstrakts (GI-Tumore). In einer ersten groß angelegten Analyse wird untersucht, wie gut Frauen und Männer überhaupt in den bisherigen Studien zu ICI vertreten sind und ob geschlechtsspezifische Unterschiede berichtet wurden. Anschließend folgt eine detaillierte Auswertung der Wirksamkeit und Sicherheit von ICIs getrennt nach Geschlecht. Auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten während der Behandlung wird berücksichtigt.

Ein besonderer Fokus des Projekts liegt auf der aktiven Einbindung von Patientinnen und Patienten. Bereits bei der Antragstellung waren Betroffene beteiligt und haben mitentschieden, welche Fragestellungen und Beobachtungen aus ihrer Sicht besonders wichtig sind. Auch im weiteren Projektverlauf werden sie regelmäßig ihre Perspektive einbringen – etwa bei der Bewertung von Nebenwirkungen oder der Lebensqualität.

Die Ergebnisse des Projekts sollen später unter anderem in der renommierten Cochrane Library – einer der weltweit wichtigsten Plattformen für medizinische Forschungsergebnisse – veröffentlicht werden und so nicht nur die individualisierte Versorgung in Deutschland, sondern auch international verbessern.


Weitere Informationen

Der Leuchtturm Gendermedizin.NRW beschäftigt sich mit der Berücksichtigung von Geschlechts- und Genderaspekten in der medizinischen Forschung sowie in der Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge.

Gleichzeitig dient der Leuchtturm als zentrale Plattform für Vernetzung und Austausch in NRW.

Weitere Neuigkeiten aus NRW zu Innovationen, Forschungsergebnissen und Entwicklungen der innovativen Medizin finden Sie bei unseren News.


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