21.02.2022
Führt eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient in Behandlungsgesprächen bei der Therapiewahl zu besseren Ergebnissen? Helfen Apps Betroffenen bei der Bewältigung einer generalisierten Angststörung? Kann Physiotherapie bei Hüftarthrose eine Operation verzögern oder gar vermeiden? Und bietet die Operation mit dem Femtosekundenlaser für Betroffene mit Grauem Star Vorteile gegenüber anderen Verfahren?
Diese vier medizinischen Fragestellungen hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) für wissenschaftliche Untersuchungen ausgewählt. Die Themen stammen aus den Vorschlägen, die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des ThemenCheck Medizin zwischen August 2020 und Juli 2021 eingereicht haben. Die Auswahl erfolgte in Kooperation mit Bürgerinnen und Bürgern, Patientinnen und Patienten sowie Medizinfachleuten.
Jetzt sucht und beauftragt das IQWiG externe Wissenschaftlerteams. Diese werden die vier ausgewählten Fragestellungen untersuchen und jeweils eine wissenschaftliche Gesundheitstechnologiebewertung (engl. Health Technology Assessment = HTA) dazu erstellen. Die Bewertungen werden dann als sogenannte HTA-Berichte beim ThemenCheck Medizin auf der Internetseite des Instituts veröffentlicht. Darüber hinaus leitet das IQWiG alle HTA-Berichte an Institutionen und Akteure weiter, die über den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung und die Ausgestaltung des Gesundheitswesens in Deutschland entscheiden.
Themen einreichen ist einfach und online möglich
Beim ThemenCheck Medizin des IQWiG können Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für wissenschaftliche Begutachtungen von Untersuchungs- und Behandlungsverfahren einreichen. Grundsätzlich sind dafür alle Themen geeignet, die die Gesundheitsversorgung betreffen: von Vorsorgemaßnahmen und Früherkennung über die Diagnostik, die medizinische Behandlung bis hin zur Rehabilitation. Nur die Bewertung von Arzneimitteln ist im Rahmen des ThemenCheck Medizin nicht vorgesehen.
Auf der IQWiG-Website können die Fragen online in ein Formular eingegeben werden. Dazu sind keine medizinischen Fachkenntnisse nötig. Aus den so gesammelten Vorschlägen werden in einem zweistufigen Auswahlverfahren pro Jahr bis zu fünf Themen zur Bearbeitung ausgewählt.
Kooperative Themenauswahl
Bei der Themenauswahl finden sowohl die Bürgersicht und die Patientenperspektive als auch die wissenschaftliche Bedeutung der Themen Berücksichtigung: In einer ersten Stufe trifft ein Auswahlbeirat (besetzt mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Patientenvertreterinnen und -vertretern) zunächst eine Vorauswahl von 15 Themen. Vertreterinnen und Vertreter der die Stiftung tragenden Institutionen sowie des Bundesgesundheitsministeriums unterstützen das IQWiG dann in der zweiten Auswahlstufe dabei, die für HTA-Berichte geeigneten Themen zu bestimmen.
Zu den auf diese Weise ausgewählten Themen erstellen externe Sachverständige HTA-Berichte. Diesen liegt meist ein strukturierter Fragenkatalog zugrunde, zum Beispiel: Was sind medizinische Vor- und Nachteile eines Verfahrens? Ist es besser als bisherige Alternativen? Was kostet es? Sind ethische Aspekte zu beachten? Hat das Verfahren gesellschaftliche Auswirkungen? Dabei recherchieren externe Sachverständige die wissenschaftliche Literatur zu den Fragen, bewerten ihre Ergebnisse und geben auf dieser Grundlage Empfehlungen ab.
Die finalen HTA-Berichte umfassen jeweils den wissenschaftlichen Bericht des externen Forschungsteams und einen Herausgeberkommentar des IQWiG. Eine zusätzlich erstellte Kurzfassung („HTA kompakt“) gibt Bürgerinnen und Bürgern eine leicht verständliche Zusammenfassung zu den Ergebnissen des jeweiligen HTA-Berichts.
Alle bis zum 31. Juli 2022 beim ThemenCheck Medizin eingegangenen Themenvorschläge gehen in die nächste Auswahlrunde ein.