Duisburg-Essen: Veränderter Lebensstil entstresst das Immunsystem bei Morbus Crohn

Weniger Stress, mehr Gleichgewicht: Forschende haben in einer Studie gezeigt, dass ein multimodales Programm zur Stressbewältigung und Lebensstilveränderung das Immunsystem positiv beeinflussen kann.

Dr. Alexandra Mekes-Adamczyk, Erstautorin der Studie, Morbus Crohn
Dr. Alexandra Mekes-Adamczyk, Erstautorin der Studie
© UDE/UK Essen

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, bei der Immunzellen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Stress kann die Symptome verstärken und den Krankheitsverlauf beschleunigen. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Sozialstiftung Bamberg hat kürzlich gezeigt, dass ein multimodales Programm zur Stressbewältigung und Lebensstilveränderung das Immunsystem positiv beeinflussen kann. Die umfangreichen Analysen der Immunzellen für die jetzt in Inflammatory Bowel Diseases veröffentlichte Studie wurden in Essen durchgeführt.

Schon länger ist bekannt, dass Stress das Immunsystem negativ beeinflusst. Dass auch der Umkehrschluss gilt und Übungen zur Stressreduktion sich positiv auf die Lebensqualität von Patient:innen mit Morbus Crohn auswirken, haben die Forschenden der Medizinischen Fakultät Universität Duisburg-Essen und der Sozialstiftung Bamberg über einen Zeitraum von neun Monaten an insgesamt 37 Patient:innen untersucht und bereits zu Jahresbeginn veröffentlicht. Mit der verbesserten Lebensqualität gingen auch Veränderungen im Immunsystem einher. Wie diese immunologischen Veränderungen genau aussehen, hat das Forschungsteam jetzt in einer neuen Studie vorgestellt. Dabei hatten sie vor allem zwei Zelltypen im Blick: die regulatorischen T-Zellen (Tregs), die Entzündungen bremsen und die konventionelle CD4+ Helfer-T-Zellen, die Entzündungen eher fördern. Da die Wanderung von T-Zellen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Morbus Crohn spielt, wurden auch zwei Moleküle untersucht, die den Immunzellen helfen, gezielt in den Darm zu gelangen: GPR15 und CCR9.

Im Blut von Morbus Crohn Patient:innen zirkulieren mehr aktivierte T-Zellen als bei gesunden Menschen. Das ließ sich durch die Lebensstilintervention verbessern. Die Betroffenen erlernten verschiedene Techniken zur besseren Stressbewältigung, die Bewegungselemente, Atemübungen und Entspannungstechniken umfassten. Dieser komplexe Ansatz zeigt auch auf immunologischer Ebene Erfolg. „Vor allem die Zahl der regulatorischen T-Zellen, der Tregs, ließ sich auf ein gesundes Maß reduzieren“, so Dr. Alexandra Mekes-Adamczyk, die Erstautorin der Studie. Zwei Moleküle, die beiden „Darmhoming“-Rezeptoren GPR15 und CCR9, sind bei den Erkrankten stark erhöht. Auch ihr Anteil ließ sich durch das Programm deutlich verringern. „Die Verbesserung der Lebensqualität der Patient:innen korrelierte signifikant mit den Veränderungen der Immunzellen und könnte auf eine reduzierte Entzündungsaktivität im Darm hinweisen.“ , erklärt Dr. Mekes-Adamczyk. „Wir sind zuversichtlich, dass eine kontinuierliche Anwendung solcher Programme langfristig positive Effekte auf das Immunsystem und die Darmgesundheit bewirken könnte und möchten daher die genauen Mechanismen im Darm weiter erforschen“, so das Fazit der Autor:innen.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, Stressbewältigung und Lebensstiländerungen in die Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen einzubeziehen“, so Prof. Dr. Jost Langhorst. Er hat den Stiftungslehrstuhl für Integrative Medizin inne. Außerdem ist er mit dem Schwerpunkt Translationale Gastroenterologie der Universität-Duisburg-Essen am Klinikum am Bruderwald in Bamberg als Chefarzt tätig. „Die multimodalen Mind-Body-Ansätze im Stressmanagement sind vielversprechend, um das Immunsystem positiv zu beeinflussen und das allgemeine Wohlbefinden von Morbus Crohn-Patienten zu verbessern.“

„Die Elemente der Mind-Body Medizin können konventionelle Therapien und personalisierte Behandlungsansätze ergänzen“, so die Autor:innen. Weitere Forschung sei jedoch nötig, um die genauen Mechanismen zu verstehen und den Einsatz dieser Ansätze in der klinischen Praxis zu optimieren.


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