Duisburg-Essen: Stoffwechselsignale eröffnen neue Ansätze für Krebsforschung und seltene Erkrankungen

Wie wirkt sich Stress auf den Stoffwechsel aus? Professorin Thedieck und ihr Team gehen dem nach.

Prof. Dr. Kathrin Thedieck, neu berufene Professorin für Metabolismus, Seneszenz und Autophagie an der Fakultät für Medizin der UDE, Seltene Erkrankungen
Prof. Dr. Kathrin Thedieck, neu berufene Professorin für Metabolismus, Seneszenz und Autophagie an der Fakultät für Medizin der UDE
© UDE/Bettina Engel-Albustin

Stress gilt allgemein als ungesund. Wie er sich auf den menschlichen Stoffwechsel auswirkt untersucht Prof. Dr. Kathrin Thedieck, neu berufene Professorin für Metabolismus, Seneszenz und Autophagie an der Fakultät für Medizin der Universität Duisburg-Essen UDE. Dafür forscht sie am Research Center One Health der Universitätsallianz Ruhr zur Kontrolle des Stoffwechsels in Tumorzellen.

Das Enzym mTOR („mechanistic Target of Rampamycin“) reguliert den Stoffwechsel (Metabolismus) von Mensch und Tier und fördert Wachstum und Vermehrung von Zellen. Ist die Funktion von mTOR gestört, verändern sich Stoffwechsel und Zellwachstum. Krebs, neurodegenerative und neuropsychiatrische Veränderungen oder Stoffwechselerkrankungen können die Folge sein. Manche dieser Krankheiten werden schon mit Medikamenten, die in das hochkomplexe Signalnetzwerk um mTOR eingreifen, behandelt. Welche molekularen Mechanismen diese Arzneien beeinflussen, wie man ihre Wirkung verbessern kann und wie Umweltchemikalien das Therapieansprechen beeinflussen, untersucht Thediecks Labor für Metabolische Signaltransduktion * am Research Center (RC) One Health Ruhr.

Im ERC-Projekt „BEYOND STRESS“ analysiert das Team um Thedieck eine neue Klasse regulatorischer Proteine im mTOR Netzwerk. Die sogenannten Stressgranula (SG) sind mikroskopisch gut sichtbare Ansammlungen aus Proteinen und Nukleinsäuren. Sie bilden sich unter Stressbedingungen, um das Überleben der Zelle zu sichern. „Unsere Daten zeigen, dass SG-Proteine auch ohne Stress an mTOR binden und seine Stoffwechselantwort kontrollieren. Damit beeinflussen sie das Wachstum von Zellen. Wir möchten diese Mechanismen verstehen und untersuchen, wie sich SG Proteine als Krebs-Marker verwenden lassen“, so die Biochemikerin der Universität Duisburg-Essen (UDE) und ergänzt: „Der Schwerpunkt der Studie liegt aktuell auf Brustkrebs. Sie lässt sich aber wahrscheinlich auf weitere Tumorentitäten übertragen.“

Thedieck studierte Biologie an der Universität Münster (1996-1998) und Biotechnologie an der Ecole Supérieure de Biotechnologie Strasbourg (1999-2001). Ab 2001 forschte sie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, wo sie 2005 promovierte. Ab 2006 arbeitete sie als Postdoc an der Universität Basel mit mTOR-Entdecker Michael N. Hall. Dann war sie Gruppenleiterin an der Universität Freiburg (2008-2013) und Associate Professor an den Universitäten Groningen (Niederlande) und Oldenburg (2013-2019). Vor ihrer UA Ruhr Berufung war sie seit 2019 Professorin und Institutsleiterin für Biochemie an der Universität Innsbruck (Österreich). Ihre Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit einem hoch dotierten ERC Advanced Grant. Für ihre Studien zu Therapieansätzen für die seltene Erkrankung Tuberöse Sklerose (TS) – sie entsteht durch Fehlregulation des mTOR Netzwerkes – erhielt sie 2017 den Forschungspreis der deutschen Tuberöse Sklerose Stiftung und im Oktober für Ihre TS-Forschung den Klüh Stiftungspreis.


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