09.04.2024
Wer kennt ihn nicht, den lästigen Wüstenstaub, der sich von Zeit zu Zeit auf Autos legt? Die derzeitigen Wüstenbildungstendenzen, die auch durch den Klimawandel bedingt sind, rücken die Auswirkungen des Wüstenstaubs auf die globale Luftqualität in den Fokus. Doch wie sieht es mit den gesundheitlichen Auswirkungen aus?
Verschiedene Studien zeigen, dass während Episoden von Wüstenstaub vermehrt Atemwegserkrankungen auftreten. Auf molekularer Ebene konnten in diesem Zusammenhang Entzündungsprozesse und oxidativer Stress nachgewiesen werden. Außerdem wurde vermutet, dass der Multiproteinkomplex NLRP3 an der Aktivierung der Entzündungsreaktionen beteiligt ist.
Auszeichnung für zwei Studien
Wüstenstaub kann aus verschiedenen Regionen kommen und besteht neben Quarz aus unterschiedlichen (Spuren von) Metallen, Sulfaten, Kieselerde sowie mikrobiellen Bestandteilen (z. B. Endotoxinen). Zudem kann er auf seinem Weg noch weitere Komponenten aufnehmen. Mehr als 50 Prozent des weltweiten Wüstenstaubs kommt aus der Sahara. Dennoch gibt es nur wenige Untersuchungen zu den Gesundheitsgefahren von Saharastaub.
Hier setzt das Forschungsprojekt DUSTRISK an, das gemeinsam von mehreren Leibniz-Instituten und Partnern aus Cabo Verde durchgeführt wird. Hier wurde auch der Staub gesammelt. Gerrit Bredeck erhielt die Auszeichnung von der DGPT als Erstautor von zwei Studien. Diese wurden in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften Environment International und Particle and Fibre Toxicology veröffentlicht. Neben der zunehmenden Bedeutung von Saharastaub wurde seine Arbeit ausgesucht, weil sie Einblicke in die Mechanismen der Entzündungsreaktion gibt, die Saharastaub auslöst. Er leistet damit einen Beitrag zur Toxikologie und schlägt eine Brücke von experimenteller zu klinischer Forschung, weil die Mechanismen eine hohe Relevanz für Lungenerkrankungen haben.
Risiken besser einschätzen
In der ersten Studie wurden in Flüssigzellkulturen einzelne Zelltypen (Lungen- und Immunzellen) untersucht, denen der Saharastaub zugesetzt wurde. Für die zweite Studie wurde ein Modell aus beiden Zelltypen an der Luft-Flüssigkeits-Grenzschicht etabliert. Dies ermöglichte eine realistischere Exposition: Die Zellen bilden einen Oberflächenfilm aus grenzflächenaktiven Substanzen und können aus der Luft mit dem Staub behandelt werden. Außerdem können die beiden Zelltypen interagieren.
Die Studien zeigen, dass die mikrobiellen Bestandteile des Saharastaubs zu seiner schädigenden Wirkung auf die Zellen beitragen. Entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Zytokine, werden hochreguliert. Die Reaktionen werden über die NLRP3-Caspase-1-IL-1β-Achse vermittelt, was Gegenstand weiterer Untersuchungen sein wird. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung der DGPT und danke allen, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben“, so der Preisträger Gerrit Bredeck. „Da man Saharastaub nicht regulieren kann, möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die Risikoabschätzung zu verbessern und Strategien zum Gesundheitsschutz zu identifizieren.“
Gerrit Bredeck forschte als Doktorand in der Arbeitsgruppe von Dr. Roel Schins am IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung und promoviert an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). Der Rudolf-Buchheim-Preis der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie e.V. (DGPT) wurde im Rahmen der Jahrestagung der DGPT am 14. März 2024 in München überreicht.
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