13.10.2020
Krankenhausinfektionen nehmen seit Jahren stetig zu und fordern jährlich hunderttausende vermeidbarer Todesopfer. Die Ursache sind vor allem Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika resistent geworden sind. Trotz alarmierender Zahlen ist das Thema Antibiotikaresistenz bisher jedoch in der Politik ohne Priorität geblieben. Das muss sich ändern, mahnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Maria Vehreschild (Köln), Prof. Andreas Peschel (Tübingen), Prof. Evelina Tacconelli (Verona/Tübingen) und Prof. Christian Giske (Stockholm) in der aktuellen Ausgabe von Lancet Infectious Diseases und rufen zu einem Richtungswechsel auf. Obwohl COVID-19 durch Viren verursacht wird, könne man aus der Erfahrung mit der Pandemie viel für das Management und die Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten übernehmen.
Das Team aus Infektionsmedizinern und Wissenschaftlern des DZIF, des Tübinger Exzellenzclusters Controlling Microbes to Fight Infections (CMFI) und renommierter Forschungseinrichtungen anderer Länder hat hiermit einen an die weltweite Öffentlichkeit gerichteten Aufruf zu einem Paradigmenwechsel im Umgang mit Krankenhausinfektionen gestartet. Obwohl die Risikogruppen für COVID-19 und für Krankenhausinfektionen fast deckungsgleich sind, werde das Thema der Antibiotikaresistenzen seit Jahren sträflich vernachlässigt, so das Team, es mangele bislang an der nötigen gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Die Corona-Pandemie hat die Infektionskrankheiten zu einem Thema der Politik gemacht. „Wir sollten nach Corona nicht wieder zur Tagesordnung zurückkehren, sondern auch bei anderen schweren, aber vermeidbaren Infektionserkrankungen eine neue Richtung einschlagen“, betont DZIF-Wissenschaftlerin Maria Vehreschild, die den Aufruf mit verfasst hat. Die Verfasser sind davon überzeugt, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand große Fortschritte in der Eindämmung von Krankenhausinfektionen erzielt werden können.
Weitere Informationen:
Zur Veröffentlichung in Lancet Infectious Diseases
Zur Pressemitteilung des DZIF (englisch)
Zur Pressemitteilung bei idw