Bochum: Frühzeitig behandeln – Wenn schleimiger Husten bei Kindern zur Gefahr wird

Chronischer Husten bei Kleinkindern kann Anzeichen für protrahierte bakterielle Bronchitis (PBB) sein. Eine Bochumer Studie warnt vor Langzeitschäden und fordert bessere Diagnostik.

Der Lungenfunktionstest zeigte bei einem Teil der Kinder auffällige Ergebnisse. © KKB
Der Lungenfunktionstest zeigte bei einem Teil der Kinder auffällige Ergebnisse. © KKB

Schleimiger Husten über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen? Nichts Ungewöhnliches bei Kindern, sollte man meinen. Und auch nichts, weswegen man sich Sorgen machen sollte? Doch, sagt Dr. Anne Schlegtendal, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Bochum. Kleinkinder, die an einer sogenannten protrahierten bakteriellen Bronchitis (PBB) erkranken, müssten entsprechend behandelt werden. „Wenn sie nicht mindestens zwei Wochen lang Antibiotika bekommen, drohen Langzeitschäden – im schlimmsten Fall eine irreversible chronische Lungenschädigung.“

Zu diesem Ergebnis kam das Bochumer Team durch eine Nachuntersuchung von Kindern, die im Kleinkindalter wegen Atemwegsinfektionen stationär aufgenommen worden waren. Die Studie ist in der Zeitschrift Pediatric Pulmonology vom 21. April 2025 veröffentlicht.

„Wir haben insgesamt 200 Kinder mit PBB rückwirkend ausfindig gemacht und 63 von ihnen fünf bis 14 Jahre später zu einer erneuten Untersuchung sowie zu einem Lungenfunktionstest in die Kinderklinik eingeladen“, berichtet Anne Schlegtendal. „Darunter waren Kinder, die heute noch nachweislich dauerhaft husten.“ Betroffen seien nicht nur die Kinder, die nicht richtig behandelt worden seien: Man habe mit der Studie nachweisen können, dass es sogar trotz antibiotischer Therapie zu Langzeitschäden kommen könne. „Ein deutlicher Anteil der Kinder, die PBB im Kleinkindalter hatten, haben später eine auffällige Lungenfunktion“, warnt die Kinderpneumologin. „Leider ist die PBB unterdiagnostiziert, es gibt noch keine Leitlinie in Deutschland für die Behandlung und bisher auch keine Empfehlung, dass betroffene Kinder regelmäßige Nachuntersuchungen erhalten.“

Das wollen die Forschenden ändern. „Es geht uns darum, die Aufmerksamkeit mehr auf diese Erkrankung zu lenken, um somit die Kinder- und Jugendgesundheit zu stärken.“ Daher hat sich das Team mit der Idee eines digitalen Tools in Kinderarztpraxen beim Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verbesserung der Versorgung von Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung beworben. „Unsere Idee ist es, mit einem digitalen Ampelsystem Kinder mit chronischem Husten und Risikofaktoren für Spätfolgen frühzeitiger zu identifizieren und zu behandeln“, erklärt Anne Schlegtendal. „Rot würde dann bedeuten: Sofort in die Klinik.“


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