20.01.2021
„Sonnenlicht beeinflusst den Schweregrad der MS offenbar positiv“, erklärt Prof. Dr. Nicholas Schwab von der Klinik für Neurologie in Münster und Leiter der groß angelegten Untersuchung. Dies ist die wichtigste Erkenntnis der Studie, die nun im Fachblatt PNAS veröffentlicht wurde. Für ihre Arbeit werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten von nahezu 2000 MS-Patientinnen und Patienten aus. „Die Kooperation im Kompetenznetz MS lieferte uns eine hochwertige Datenbasis, mit der wir verschiedene Blickwinkel einnehmen konnten“, erläutert Prof. Dr. Heinz Wiendl, Sprecher des Netzwerks und Leiter der Universitätsklinik für Neurologie in Münster. Die ausführlichen Patientendaten entstammen der NationMS-Kohorte des Netzwerks, einer großen nationalen longitudinalen Kohorte mit inzwischen 1400 Patienten. Nur so konnten das Team bei seiner Analyse zahlreiche Einflussfaktoren berücksichtigen, darunter Wohnort, Geschlecht, und Lebensweise, aber auch die genetische Prädisposition für Sonnenempindlichkeit.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass UV-Licht und MS schon auf einem relativ kleinen Gebiet wie Deutschland mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von knapp 1000 km zusammenhängen. Die aktiven Entzündungsherde in Gehirn und Rücken- mark und auch der Beeinträchtigungsgrad nehmen von Süd- nach Norddeutschland im Mittel zu. Im Gegenzug nimmt der saisonbereinigte Vitamin D-Spiegel – wie auch die Sonneneinstrahlung – gen Norden ab. Bereits seit Jahren wird angenommen, dass Vitamin D unter anderem das Immunsystem beeinflusst und entzündungshemmend wirkt. Dies hatte auch das Team aus Münster 2014 schon in einer kleinen Studie untersucht. Doch schon damals ahnten sie: Vitamin D kann nicht alles sein. Die Sonne beeinflusst die MS noch auf weiteren Wegen. Die aktuelle Studie gibt ihnen Recht.
Um zu bestätigen, dass Sonnenlicht Ursache für die Unterschiede ist, zogen die Forscherinnen und Forscher Daten der NASA zu Rate. In einem sehr aufwändigen Verfahren schätzten sie die Menge an UV-Licht, der die Probandinnen und Probanden im Jahr vor der Untersuchung im Schnitt ausgesetzt waren. Die Daten stützen das Ergebnis: Nimmt die Sonneneinstrahlung zu, nehmen die MS-Beschwerden im Mittel ab.
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Zur Pressemitteilung beim idw.