23.04.2021
Die Entwicklung verbesserter Behandlungsformen für COVID-19-Patienten erweist sich als schwierig. Schwere Krankheitsverläufe können mit ausgedehnten und teils langanhaltenden Entzündungen im Körper einhergehen – darin ähnelt die Krankheit den Zytokin-Sturm-Syndromen.
„Auf Basis unseres Wissens wollten wir untersuchen, inwieweit man die beiden Entzündungsreaktionen bei schwerem COVID-19 tatsächlich mit anderen Zytokin-Sturm-Syndromen vergleichen kann und ob sich daraus Ansätze für Behandlungsmöglichkeiten ableiten lassen“, erläutert Dr. Kessel wissenschaftlicher Arbeitsgruppenleiter in der Uniklinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie. Gemeinsam mit weiteren Kolleg:innen initiierte er eine europäische Biomarker-Studie mit Beteiligung von weiteren Expert:innen aus Münster, Brüssel, Genf und Marseille.
„Die in unserer Studie eingeschlossenen Patienten wurden alle während der ersten Welle der Corona-Pandemie in unserer Klinik versorgt und nicht immunsuppressiv behandelt – das heißt, bei dieser Gruppe waren die Immunantworten nicht durch die Therapie beeinflusst und die entsprechenden Proben somit wissenschaftlich sehr wertvoll“, erklärt Dr. Richard Vollenberg von der Uniklinik Münster. Bei immunsuppressiven Arzneimitteln wird die körpereigene Reaktion des Immunsystems unterdrückt – was dann wichtig wird, wenn das Immunsystem zu viele Entzündungssignale sendet, wie bei Zytokin-Sturm-Syndromen.
Die Expertengruppe konnte durch den Einsatz von Biomarkern im Blut zeigen, dass sich die Entzündung bei COVID-19 eindeutig von Zytokin-Sturm-Syndromen unterscheidet – eine mögliche Erklärung dafür, dass die Blockade einiger Immunprozesse, die die Medizin bei Zytokin-Sturm-Syndromen einsetzt, bei COVID-19-Patienten nicht vergleichbar gut wirkt. Die neuen Erkenntnisse geben Aufschluss über die Eigenarten der überschießenden Immunreaktionen und sind ein neuer Baustein für die gezieltere Therapie von COVID-19.
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Zur Pressemitteilung beim idw.