Ruhr-Uni Bochum: Die Schilddrüse beeinflusst stressbedingte Herzprobleme

Beim Broken-Heart-Syndrom handelt es sich um eine seltene, aber lebensbedrohliche Erkrankung des Herzens, die bei extremen Stressereignissen eintreten kann. Teams aus Herz- und Hormonforschung in Bochum und Mannheim haben jetzt gezeigt, dass offenbar ein starker Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Syndroms und einer gestörten Schilddrüsenfunktion besteht.

Johannes Dietrich und Assem Aweimer (rechts) haben das Broken Heart Syndrome näher untersucht.
Johannes Dietrich und Assem Aweimer (rechts) haben das Broken-Heart-Syndrom näher untersucht.
© M. Kalwey, Bergmannsheil

Die Takotsubo-Kardiomyopathie – auch Stress-Kardiomyopathie oder Broken-Heart-Syndrom genannt – ist als Krankheitsbild erst seit rund 30 Jahren bekannt. Sie ist gekennzeichnet durch eine akute schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels, meist ausgelöst durch eine extreme emotionale und psychische Belastungssituation. Frühzeitig erkannt und richtig behandelt, ist die Prognose für die meisten Patienten günstig. Allerdings kann es in der Akutphase der Erkrankung zu komplizierten und sogar lebensgefährlichen Verläufen kommen. Forscher vermuteten schon länger, dass es eine enge Beziehung zwischen dem Auftreten einer Takotsubo-Kardiomyopathie und Erkrankungen der Schilddrüse gibt.

Eine Arbeitsgruppe aus Bochum und Mannheim hat jetzt in einer größeren Fallserie Patienten mit Takotsubo-Syndrom systematisch hinsichtlich ihres Schilddrüsenstoffwechsels untersucht und sie mit Gesunden und mit Personen nach einem Herzinfarkt verglichen. Mithilfe künstlicher Intelligenz und systembiologischen Modellen fand sich ein starker Zusammenhang zwischen Schilddrüsenfunktion und Takotsubo-Syndrom, und zwar in zwei Unterformen. Bei der einen Form, endokriner Typ genannt, liegt eine Überfunktion der Schilddrüse vor, die zur Entwicklung der Herzkrankheit beiträgt. Die zweite Form, der sogenannte Stresstyp, ist durch einen erhöhten Sollwert der Schilddrüsenregulation bedingt, der wahrscheinlich direkt mit dem Stressereignis zusammenhängt. Hierbei ist kein direkter Beitrag der kreislaufrelevanten Schilddrüsenhormone auf das Herz nachweisbar.

„Es war bislang unklar, warum sich Stressereignisse sehr unterschiedlich auf das Herz auswirken“, erklärt Dr. Assem Aweimer, Oberarzt der Kardiologischen Klinik im Bergmannsheil. „Die Ergebnisse unserer Studie liefern ein neues Erklärungsmodell, das eine erhöhte Empfindlichkeit des Herzmuskels für Stresshormone auf eine Sensibilisierung durch Schilddrüsenhormone zurückführt.“ Privatdozent Dr. Johannes Dietrich, Oberarzt der Medizinischen Klinik I im Bergmannsheil, ergänzt: „Die Ergebnisse der Studie streichen die Bedeutung psychoendokriner Zusammenhänge auch bei schweren Erkrankungen heraus. Die Schilddrüsenfunktion könnte künftig als Biomarker für den individuellen Entstehungsmechanismus eines Takotsubo-Syndroms dienen und helfen, die medikamentöse Therapie personalisiert zu optimieren.“


Weitere Informationen

Zur Pressemitteilung beim idw.

Zur Publikation im Journal of Internal Medicine.


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