Köln: Personalisierte Medizin in der Psychiatrie

Grundlagen für individuelle Prognosen bei psychischen Erkrankungen zur gezielten Behandlung zu schaffen, ist ein Ziel des Forschungsprojekts PESCIENT.

Priv.-Doz. Dr. Lana Kambeitz-Ilankovic und Prof. Dr. Joseph Kambeitz, Personalisierte Medizin in der Psychiatrie, Psychosen
Priv.-Doz. Dr. Lana Kambeitz-Ilankovic und Prof. Dr. Joseph Kambeitz.
© Klaus Schmidt

Die Früherkennung von psychischen Gesundheitsrisiken ist vor allem bei jungen Menschen von entscheidender Bedeutung. Vor der Diagnose einer psychischen Erkrankung wie einer Psychose können bereits Monate oder Jahre zuvor erste Anzeichen auftreten. Dazu zählen Denk- und Konzentrationsschwierigkeiten, Wahrnehmungsstörungen oder verminderte Motivation.

Klinisches Hochrisiko

Diese frühe Phase ist bekannt als „klinisches Hochrisiko“. Kann sie rechtzeitig identifiziert werden, können frühe Interventionen, wie zum Beispiel Psychotherapie oder niedrig dosierte Psychopharmaka, helfen, die Symptome zu mildern. Das neue Forschungsprojekt PRESCIENT der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät setzt genau hier an. Es will die Grundlage für individuelle Prognosen schaffen, um gezielt behandeln zu können und nach neuen Therapien zu forschen. Das Projekt wird vom National Institutes of Health (NIH) in den USA und der Orygen Mental Health an der University of Melbourne (Australien) mit 968.798 US-Dollar gefördert.

Im Rahmen von PRESCIENT sollen in einem internationalen Forschungsnetzwerk mit 42 Standorten – AMP-SCZ – über 1.200 Patientinnen und Patienten untersucht werden. „Hauptziel ist es, die Verläufe und langfristigen klinischen Outcomes insbesondere bei jungen Menschen in einem Alter von 18 bis 30 Jahren mit einem Risiko für Psychosen zu verstehen und verbesserte Ziele für eine frühe Behandlung zu finden“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Lana Kambeitz-Ilankovic, die das Projekt gemeinsam mit ihrem Kollegen, Univ.-Prof. Dr. Joseph Kambeitz, an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln leitet.

Die Forschung soll die Grundlage für personalisierte Prognosen schaffen, um gezielter behandeln zu können und effektiver nach neuen Therapien zu forschen. Die große Hoffnung ist mit PRESCIENT einen großen Schritt in Richtung stratifizierter Medizin in der Psychiatrie zu tun.
Dr. Lana Kambeitz-Ilankovic, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln

Ein weiteres Ziel ist es, mit Hilfe von KI-gestützten Ansätzen eine individuelle Prognose von Krankheitsverläufen zu ermöglichen. Dafür werden neben herkömmlichen Methoden wie Hirnbildgebung und Bioproben auch neue digitale Erhebungsmethoden wie Aktigraphie und Smartphone-Apps eingesetzt. „Wir wollen verstehen, wer möglicherweise eine Psychose entwickelt, wer andere psychische Erkrankungen entwickelt und wer wahrscheinlich keine längerfristigen Probleme mit der mentalen Gesundheit haben wird“, so Prof. Kambeitz, der an der Klinik das Früherkennungs- und Therapiezentrum (FETZ) leitet.

Über das FETZ

Das FETZ widmet sich seit über 20 Jahren der frühzeitigen Diagnose und Behandlung psychischer Beschwerden bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren. Neben affektiven Erkrankungen und Angststörungen liegt ein Schwerpunkt des Angebots für diagnostische Abklärung auf dem Bereich psychotischer Erkrankungen. Da hier die psychischen Beschwerden besonders einschneidend sein können, kommt der Früherkennung psychotischer Beschwerden eine besondere Bedeutung zu.


Weitere Informationen

KliFoNet.NRW steht für Klinisches Forschungsnetzwerk NRW. Der Leuchtturm ist die zentrale Plattform für Austausch und Organisation zur klinischen Forschung in NRW. Mehr Informationen zum Leuchtturm finden Sie auf www.KliFoNet.nrw.

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