03.11.2021
Fontan-Patientinnen und -Patienten mit nur einer funktionsfähigen Herzkammer führen trotz sehr guter Überlebenschancen oft kein unbeschwertes Leben. Sie können bei sportlichen Aktivitäten teilweise nicht so gut mithalten und Urlaubsreisen müssen entsprechend geplant werden. Höhenaufenthalte in den Bergen oder während Flugreisen können durch die höhenbedingten Veränderungen der Umgebungsluft zum Problem werden. Aus Sorge vor potentiellen Gefahren nehmen die Patientinnen und Patienten daher oft nicht so aktiv am Alltagsleben teil wie gesunde Menschen.
Um dieses Problem zu erforschen und eine Verbesserung der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Fontan-Kreislauf zu erreichen, führt das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Bonn eine Hypoxie-Studie durch. In der Medizin ist bisher nicht ausreichend erforscht, wie sich eine akute Höhenveränderung bei Fontan-Patientinnen und -Patienten auswirkt. In der Studie untersuchen das DLR, das Universitätsklinikum Bonn sowie die Deutsche Sporthochschule Köln, gefördert durch die Stiftung KinderHerz, wie sich das Herz-Kreislaufsystem dieser Patientinnen und Patienten während eines längeren Höhenaufenthaltes verhält. Dafür werden sich freiwillige Probandinnen und Probanden mit stabiler Fontan-Zirkulation im April und Mai 2022 drei Tage und Nächte in der Höhenkammer der luft- und raumfahrtmedizinischen DLR-Forschungsanlage :envihab in Köln aufhalten. Dabei wird eine Höhe von 2.500 m üNN simuliert und der Einfluss von Hypoxie (Sauerstoffmangel) auf verschiedene kardiologische und stoffwechselbedingte Parameter untersucht. Anhand der Studienergebnisse sollen langfristig Empfehlungen zu Höhenaufenthalten und der Belastbarkeit in der Höhe bei Fontan-Patientinnen und -Patienten gegeben werden.
„Wir freuen uns, dass wir diese Studie gemeinsam mit dem UKB, der Deutschen Sporthochschule Köln und der Stiftung KinderHerz durchführen und unsere umfangreiche Expertise im Bereich Schlaf, Herzkreislauf und Muskel in diese spezielle Studie einbringen können“, so Prof. Dr. Jens Tank, wissenschaftlicher Leiter der Studie von Seiten des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin. „Es wäre eine großartige Entwicklung für die Medizin und die betroffenen Patientinnen und Patienten, wenn wir mit unseren Untersuchungen zu einem besseren Verständnis und vor allem zu besseren Lebensumständen der Beteiligten beitragen könnten. Der erste Probelauf in unserer Druckkammer in :envihab mit zwei Patientinnen und Patienten verlief vielversprechend und wir sind sehr zuversichtlich, dass die Studie weitere aussagekräftige Daten liefern wird“, so Tank.
„Das Ziel unserer gemeinsamen Studie ist es, Fontan-Patientinnen und -Patienten mit den daraus resultierenden Erkenntnissen eine freiere und sicherere Gestaltung ihres alltäglichen Lebens und ihrer Freizeit zu ermöglichen. Wir möchten gerade jungen Menschen damit ihre kleinen und großen Träume erfüllen, wie z.B. eine Reise nach Australien machen zu können“, so Dr. Nicole Müller, Studienleitung und Oberärztin der Abteilung Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Bonn. „Die Studie ist eine bunte Mischung aus Anstrengung und Spaß und die Einblicke in das Forschungszentrum :envihab des DLR, wo sonst Astronauten wie Alexander Gerst oder – ganz aktuell – Matthias Maurer medizinische Tests durchführen, sind einmalig“, sagt Dr. Julian Härtel, Assistenzarzt der Abteilung Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Bonn, der die Studie gemeinsam mit Dr. Müller leitet.
Die Auswertungen der ersten Untersuchungsergebnisse sind bereits vielversprechend und alle Untersuchungen verliefen komplikationslos. Für eine aussagekräftige Studienauswertung ist aber eine größere Teilnehmendenzahl notwendig.
Weitere Informationen:
Newsmeldung des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin im DLR
Informationen zu den Teilnahmebedingungen