08.01.2021
Pubertätsmagersucht, in der Fachsprache Anorexia nervosa genannt, hat die höchste Sterblichkeitsrate aller psychischen Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ordnet die Erkrankung den vier wichtigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen mit „lebenslangen Konsequenzen“ zu. Die Erkrankung betrifft zu etwa 90 bis 95 Prozent Mädchen.
Aufbauend auf den ersten positiven Ergebnissen einer Aachener Pilotstudie hat die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik RWTH Aachen, unter Federführung der Klinikdirektorin Univ.-Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann und Oberärztin Dr. med. Brigitte Dahmen, das Projekt „HoT“ ins Leben gerufen. „Es folgt einem sogenannten Step-down-Behandlungsansatz. Jugendliche Patientinnen und Patienten werden nach spätestens acht Wochen aus der stationären Behandlung entlassen und in eine viermonatige stationsersetzende Behandlung zu Hause, auch Home Treatment genannt, überführt“, erklärt Prof. Herpertz-Dahlmann die patientenorientierte Behandlungsmethode. Ein multiprofessionelles Team aus Psychologen, Ärzten, Fachtherapeuten, Mitarbeitern des Pflegedienstes und Ernährungsberatern behandelt die Patienten drei- bis viermal wöchentlich intensiv zu Hause zusammen mit ihren Eltern.
Aus der Pilotstudie geht hervor, dass eine Verbesserung der Behandlungszufriedenheit, eine Kompetenzsteigerung der Patienten und ihrer Angehörigen und eine höhere Therapieeffizienz bei besserer Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur Regelversorgung erreicht werden kann. Die aktuelle Studie im Rahmen des Innovationsfondsprojekts „HoT“ soll diese Ergebnisse durch eine vergleichende Studie mit deutlich mehr Patienten bestätigen. Vier weitere kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken nehmen an der Studie teil: Die Uniklinik Münster, die Uniklinik LVR Bochum/Hamm, die LVR Klinik Bonn und die LVR Klinik Viersen.
Durch die finanzielle Förderung und Unterstützung des Gemeinsamen Bundesausschusses kann das Behandlungskonzept wissenschaftlich begleitet und ausgewertet sowie Personal anderer Kliniken geschult werden. Dadurch soll perspektivisch eine Übertragung der innovativen Versorgungsform in die Regelversorgung ermöglicht werden.
Weitere Informationen
Pressemitteilung der Uniklinik RWTH Aachen