08.10.2021
Die auf der rechten Herzseite gelegene Trikuspidalklappe mit einem schonenden Katheterverfahren zu ersetzen, galt lange Zeit als gar nicht möglicher Eingriff. Doch jetzt scheint ein solcher Durchbruch auf dem Gebiet der interventionellen Kardiologie gelungen: Am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, führten Prof. Dr. Volker Rudolph, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie, und Oberarzt Dr. Kai Peter Friedrichs erstmals einen kathetergeführten Trikuspidalklappenersatz erfolgreich durch.
Wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA hatten bereits angekündigt, dass der innovative Klappenersatz für die Trikuspidalklappe künftig in Europa angeboten werden könnte. „Eine große amerikanisch-europäische Studie wird jetzt überprüfen, in welchem Umfang die betroffenen Patienten davon im Vergleich zu einer medikamentösen Therapie profitieren“, erläutert Professor Rudolph. Der erfahrene Kardiologe geht davon aus, dass dies besonders bei Patienten mit Risikofaktoren aufgrund von Begleiterkrankungen oder eines hohen Alters der Fall sein könnte. „Es stimmt uns schon sehr zuversichtlich, für diese Menschen wohl zukünftig eine weitere Behandlungsmöglichkeit anbieten zu können. In jedem Falle gilt es wie bei anderen Eingriffen am Herzen auch, dabei die individuelle Situation und die jeweiligen Therapieaussichten im Hinblick auf die bestmögliche Lebensqualität vorher genau abzuwägen.“
Im Rahmen der jetzt beginnenden randomisierten Zulassungsstudie (TRISCEND II) für Europa wird in Bad Oeynhausen zunächst nur eine limitierte Anzahl von streng ausgewählten Patienten einen Trikuspidalklappenersatz mittels Herzkatheter erhalten. Neben dem HDZ NRW sind weitere Herzzentren beteiligt. Auf dem Gebiet der kathetergestützten Herzklappenverfahren zählt das Bad Oeynhausener Herzzentrum ebenso wie bei den operativen herzchirurgischen Verfahren zu den bundesweit führenden Einrichtungen. „Die meisten Eingriffe werden an den beiden Herzklappen durchgeführt, die sich auf der linken Seite des Herzens befinden, das sind die Aortenklappe und die Mitralklappe“, erläutert Dr. Friedrichs. Aufgrund einer zunehmend höheren Lebenserwartung sei mit einer steigenden Zahl behandlungsbedürftiger Trikuspidalklappenerkrankungen zu rechnen. Klappendefekte können angeboren sein oder im Laufe des Lebens, zum Beispiel durch rheumatisches Fieber, Erkrankungen der Lunge oder auch ohne erkennbare Auslöser entstehen.
Hintergrund: Das HDZ
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 35.000 Patienten pro Jahr, davon 14.600 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa.
Die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Rudolph ist spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen und entzündliche Herzerkrankungen. In der Klinik werden jährlich mehr als 5.000 kathetergestützte Verfahren durchgeführt. Modernste diagnostische und bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die Klinik ist Europäisches und Nationales Exzellenz-Zentrum zur Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.
Weiterführende Informationen
Meldung des HDZ NRW vom 07.10.2021