Fünf neue Forschungsnetzwerke für NRW

Im Zuge der neuausgerichteten Forschungsförderung unterstützt die Landesregierung NRW fünf herausragende Forschungsnetzwerke in zukunftsweisenden Forschungsfeldern mit insgesamt rund 81,2 Millionen Euro. Auch medizinische Themen sind vertreten.

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Durch die neu ausgerichtete Forschungsförderung sollen Wissenschaftliche Exzellenz, Sichtbarkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. An den fünf nordrhein-westfälischen Netzwerken, die jeweils mit 14 bis 17,7 Millionen Euro gefördert werden, sind insgesamt 31 Einrichtungen beteiligt. Die Federführung der Projekte liegt an den Universitäten Bochum, Bonn, Bielefeld und Köln sowie am Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis.

Ziel des Förderprogramms „Netzwerke 2021“ ist es, bereits bestehende themenbezogene und standortübergreifende Forschungsnetzwerke von Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen nachhaltig zu stärken, diese auszubauen und ihre Sichtbarkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Unterstützung ist ab August 2022 auf vier Jahre ausgelegt.

„Um Beiträge zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit leisten zu können, muss die Forschung gut aufgestellt und national wie international leistungsfähig sein. Dazu braucht es starke Forschungsnetzwerke, in denen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zusammenarbeiten. Die ausgewählten Verbünde beschäftigen sich mit zukunftsweisenden Themen wie der Teilchenphysik, Hirnforschung, Künstlicher Intelligenz, Informationstechnik oder der Bekämpfung der Volkskrankheit Krebs. Wissenschaftliche Fortschritte in diesen Bereichen haben konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Nordrhein-Westfalen. Mit der gezielten Förderung im Rahmen unserer neu ausgerichteten Forschungsförderung unterstützt das Land die Forschungsnetzwerke dabei, ihre Potenziale noch weiter auszuschöpfen und auch längerfristige Ziele zu erreichen. Das stärkt nicht nur die Verbünde selbst, sondern den gesamten Forschungsstandort in unserem Land – zum Wohl der Menschen in Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.

Seit 2019 hat die Landesregierung ihre Forschungsförderung neu ausgerichtet. Themenoffen unterstützt die Landesregierung Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gezielt dabei, neue zukunftsweisende Forschungsnetzwerke und Profile aufzubauen sowie bestehende Forschungsschwerpunkte weiterzuentwickeln. Die Forschungsförderung wird in vier verschiedenen Handlungsfeldern umgesetzt: Forschungsprofile, Vernetzung, Transfer und Vision. Der Bereich Forschungsprofile hat im Fokus, zentrale Schwerpunkte der Einrichtungen neu aufzubauen. Vernetzung hat zum Ziel, bestehende, bereits sehr ausgewiesene Forschungsverbünde nachhaltig zu stärken. Bei Transfer geht es darum, das Übertragen von Forschungsergebnissen in die Praxis zu fördern. Und die Förderungen im Bereich Vision bezwecken, mutige Pionierforschung mit neuen und ungewöhnlichen Ansätzen zu unterstützen.

Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Forschungs- und Wissenschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen zu verbessern und zugleich mehr Freiraum für die Entwicklung zukunftsweisender und innovativer Ideen zu schaffen. Für die nun bekanntgegebene Förderung im Bereich „Vernetzung“ wurden insgesamt 19 Antragsskizzen eingereicht, die sich anschließend einem intensiven wissenschaftlichen Fachbegutachtungsverfahren unterzogen haben. Die Landesregierung fördert damit wissenschaftlich herausragende, anschlussfähige und vielversprechende Netzwerke auf höchstem Niveau.

Die fünf geförderten Verbünde im Kurzportrait:

NRW-FAIR

Einrichtungen: Universität Bochum (Federführung), Universität Wuppertal, Universität Bonn, Forschungszentrum Jülich GmbH, Universität Münster, Universität Köln (ggf. in Jahren 3 und 4), Universität Bielefeld (ggf. in Jahren 3 und 4), GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt (Partner ohne Finanzierung)

Sprecher: Prof. Dr. Ulrich Wiedner

Thema: Das Netzwerk NRW-FAIR vereint Physikerinnen und Physiker, die in der Teilchenphysik forschen. Als NRW-basiertes Netzwerk wollen die Forschenden die Arbeit am Facility for Antiproton and Ion Research in Darmstadt (FAIR) – ein voraussichtlich 2026 an den Start gehender Teilchenbeschleuniger zur physikalischen Grundlagenforschung und damit eine der größten Forschungseinrichtungen, die je in Europa erbaut wurden – maßgeblich mitgestalten.

iBehave

Einrichtungen: Universität Bonn (Federführung), Universität Köln, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Forschungszentrum Jülich GmbH, Max-Planck-Institut für Neurobiologie des Verhaltens – caesar, Technische Hochschule Aachen

Sprecherin: Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow

Thema: Menschen und Tiere leben in einer sich ständig verändernden Umwelt. Die Fähigkeit, das Verhalten flexibel an veränderte Anforderungen anzupassen, ist daher für alle Organismen entscheidend für ihr Gedeihen und Überleben. Folglich haben alle Arten die Fähigkeit entwickelt, Entscheidungen zu treffen, bei denen Nutzen und Kosten auf der Grundlage von Erwartungen abgewogen werden. Solche Entscheidungen und ihre Umsetzung durch adaptive motorische Kontrolle sind sehr wichtig für jeden Aspekt des Lebens, doch die zugrundeliegenden Prozesse im Gehirn sind nur unzureichend verstanden. In iBehave arbeiten Forschende disziplin- und artenübergreifend zusammen, um überlebenswichtige Verhaltensweisen und die ihnen zugrundeliegenden neuronalen Netzwerke zu untersuchen.

SAIL

Einrichtungen: Universität Bielefeld (Federführung), Fachhochschule Bielefeld, Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Universität Paderborn

Sprecherin: Prof. Dr. Barbara Hammer

Thema: SAIL vertieft ein bestehendes Forschungsnetzwerk im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und entwickelt es weiter. SAIL adressiert die nächste Stufe der KI-Entwicklung, indem der gesamte Lebenszyklus von KI-Systemen und deren technologische und gesellschaftliche Auswirkungen in den Blick genommen werden. Das interdisziplinäre Forschungsprogramm vereint dabei Forschende aus KI, den Ingenieurwissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften.

CANTAR

Einrichtungen: Universität Köln (Federführung) – Universitätsklinikum Köln, Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen – Universitätsklinikum Essen, Technische Universität Dortmund, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, Universität Düsseldorf – Universitätsklinikum, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Technische Hochschule Aachen, Universität Bonn – Universitätsklinikum

Sprecher: Prof. Dr. Henning Walczak

Thema: Das Gesamtkonzept von CANTAR baut auf der strategischen Bündelung hochgradig komplementärer Expertise in Nordrhein-Westfalen auf. Ziel des Projektes ist es, neue chemische Substanzen zu entwickeln, um spezifisch onkogene Treiberpfade und Immune-Escape-Mechanismen bei Krebs abzufangen. Das Netzwerk verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, in dem auf europaweit einmalige Weise Forschende aus Chemie, Biologie und Medizin zusammenarbeiten.

terahertz.NRW

Einrichtungen: Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR in Wachtberg (Federführung) Universität Wuppertal, Universität Duisburg-Essen, Universität Bochum, Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg

Sprecher: Dr. Dirk Nüßler

Thema: Der Terahertz (THz)-Frequenzbereich, jenseits des sichtbaren Lichts und der Infrarotstrahlung gelegen, hat für viele Anwendungsfelder in Kommunikation, Lokalisierung, Materialcharakterisierung, Medizintechnik und im Umweltmonitoring ein großes Potential. Die enormen verfügbaren Frequenzbandbreiten versprechen einen disruptiven Sprung der Datenraten in der Kommunikationstechnik und des Informationsgehalts und Auflösungsvermögens in der Sensorik. terahertz.NRW baut dabei auf den Ergebnissen bereits bestehender Forschungskooperationen an den beteiligten Einrichtungen auf und soll die vorhandene Lücke zwischen grundlagenorientierter Forschung und einer innovationsgetriebenen wirtschaftlichen Entwicklung langfristig schließen. Ziel des Netzwerkes ist es, das technologische Potenzial der THz-Technologie weiter zu heben und mit exzellenter Forschung die absehbare internationale Innovationswelle anzuführen.


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