Essen: Unerwartet ineffiziente Antikörperantwort gegen Epstein-Barr-Virus

In einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigt Jun.-Prof. Christina Karsten aus Essen, dass die Antikörper-Antwort gegen das Epstein-Barr-Virus unzureichend ist. Außerdem bieten die Ergebnisse auch einen neuen Ansatzpunkt für angepasste Impfstoff-Strategien.

Jun.-Prof. Christina Karsten forscht an der Immunantwort gegen das Eppstein-Barr-Virus
Jun.-Prof. Christina Karsten
Foto: UDE/UK Essen

Mehr als 90% der Bevölkerung infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus (Kurz: EBV). Die akute Infektion mit EBV kann Pfeiffersches Drüsenfieber verursachen. Der Körper ist jedoch nicht in der Lage eine Infektion mit EBV vollständig auszulöschen, sodass diese ein Leben lang besteht. Während für die große Mehrheit der Infizierten diese chronische Virusinfektion keine weiteren Nebenwirkungen hat, neigen einige Infizierte dazu, an bestimmten Krebsarten zu erkranken.

Bisher kein Impfstoff gegen Epstein-Barr-Virus

Bisherige Strategien einen Impfstoff gegen EBV zu entwickeln zielten darauf ab, sogenannte neutralisierende Antikörper zu stimulieren. Diese lagern sich an das Epstein-Barr-Virus an, um auf diese Weise die Infektion von Zellen zu verhindern. Bisher konnten so allerdings nur die Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers gelindert, aber keine Infektion verhindert werden. Diesem Problem hat sich nun Jun.-Prof. Christina Karsten gewidmet. Sie ist Virologin am Instituts für translationale HIV-Forschung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Gemeinsam mit Kolleg:innen des US-amerikanischen Ragon Institute of MGH, MIT and Harvard, hat sie die Antikörper-Antwort im Verlauf der EBV-Infektion untersucht.

Schwache Antikörper-Antwort gegen Epstein-Barr-Virus

Sie fanden heraus, dass die Antikörper-Antwort im Vergleich zu der anderer bekannter Viren schwach und/oder nur von kurzer Dauer war.

„Im ersten Jahr der Infektion wurde nur gegen ein einziges von vier getesteten EBV-Proteinen eine funktionale Antikörperantwort entwickelt“, erklärt Christina Karsten, Erstautorin der Studie. „Diese Antikörperantwort kann prinzipiell zur Zerstörung infizierter Zellen beitragen und spielt möglicherweise bei der Bekämpfung einer aktiven Virusvermehrung in der akuten Phase der Infektion eine wichtige Rolle. Aber auch, wenn sie bei allen Probanden ausgebildet wurde, ist sie offensichtlich in ihrer natürlich stimulierten Ausprägung nicht ausreichend, um die Infektion wirksam auszulöschen.“

Erste Ansatzpunkte für neue Impfstoff-Strategie

Die Forscher:innen fanden weiterhin Hinweise darauf, dass über ein Jahr nach der Infektion zusätzliche schwache Antikörper-Antworten gegen andere EBV-Proteine ausreifen. Die Autor:innen schlussfolgern, dass EBV mehrere zuvor nicht beschriebene nicht-neutralisierende Antikörper-Antworten induzieren kann. Diese Art der Antikörper-Antwort könnte möglicherweise im Rahmen einer neuen Impfstoff-Strategie stimuliert und ausgenutzt werden.

„Die Antikörperantwort zu EBV unterscheidet sich deutlich von dem, was bisher mit derselben Technologie für alle anderen untersuchten Viren beschrieben wurde“, erklärt Christina Karsten. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass EBV mit noch unbekannten Mechanismen die Ausbildung einer schützenden Antikörperantwort verhindert.“

Künftige Studien sollen zeigen, ob die neu beschriebenen Antikörperantworten tatsächlich einen Beitrag zum Schutz gegen eine EBV-Infektion und deren Folgen leisten können.


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