16.09.2021
Die medizinische Forschung profitiert stark von einer engen Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung und patient:innenorientierter Forschung. „Für den Fortschritt in diesem Bereich ist es unbedingt erforderlich, dass auch Forschende aus Bereichen wie Biologie, Chemie, Mathematik und Informatik medizinische Fragestellungen bearbeiten“, erklärt Dr. Alexander Lehmann, verantwortlich für die Kolleg-Förderlinien bei der EKFS. „Neben den vielen von uns geförderten Kollegs für Ärzt:innen schlagen wir nun die Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung auch von der anderen Seite. Die neue Linie fördert gezielt sowohl die Forschenden als auch die Entwicklung von Strukturen in diesem Bereich.“
Selten sind berufliche Perspektiven für Medical Scientists klar definiert. Zudem fehlt es an systematischen Fort- und Weiterbildungsprogrammen, um Forschenden aus den Naturwissenschaften ein tieferes Verständnis von medizinischen Voraussetzungen, klinischen Konsequenzen und den Bedingungen ärztlichen Handelns zu vermitteln. Neben exzellenten Forschungsprogrammen überzeugten die ausgewählten Standorte auch mit ihren klugen Konzepten für den interdisziplinären Austausch und Weiterbildung.
Beworben haben sich 30 Medizinischen Fakultäten mit den unterschiedlichsten Konzepten. „Die Resonanz war überwältigend groß, sodass wir diese Förderlinie fest in unser Programm aufnehmen und in den kommenden Jahren noch weitere Medical Scientist Kollegs ausschreiben werden“, erläutert Dr. Lehmann. Ab sofort werden mit jeweils einer Million Euro über vier Jahre hinweg zwei Kollegs für Postdocs gefördert, die im Folgenden vorgestellt werden. Zum Jahresende kommt ein Kolleg für Promovierende dazu, für das der Begutachtungsprozess aktuell noch läuft.
University Medicine Essen Medical Scientist Academy
Sprecher: Prof. Dr. Sven Brandau, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Universitätsklinikum Essen
Der Fortschritt in den Datenwissenschaften, Biowissenschaften und technischen Disziplinen stellt immer höhere Anforderungen an Ärzt:innen sowie Forschende, die die neuesten Erkenntnisse aus diesen Disziplinen rasch in Nutzen für Patienten umsetzen müssen. Gerade in der Onkologie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie klinisch tätigen Ärzt:innen daher dringend erforderlich. Unter Nutzung der wissenschaftlichen und klinischen Ressourcen des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ), einem der führenden Krebszentren in Deutschland, wird die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen ein Medical Scientist Kolleg etablieren, welches die anwendungsbezogene Ausbildung von jungen Forschenden in den Vordergrund stellt. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten werden eng mit forschenden Ärzt:innen des am Standort bereits bestehenden Clinician Scientist Programms zusammenarbeiten. Im Zentrum des Forschungsprogramms im Kolleg steht die Entdeckung neuer Marker für Tumorerkrankungen sowie die Identifizierung neuer Therapieansätze. Die Projekte können dabei auf Patientendaten und Probenmaterial aus der Klinik und dem WTZ zugreifen. An der Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Klinik nutzen sie so die Synergien mit anderen Strukturen der Nachwuchsförderung am Standort.
InFlame – Dynamik von Entzündungsreaktionen
Sprecherin: Prof. Dr. Petra Dersch, Institut für Infektiologie, Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Viele schwerwiegende Erkrankungen, darunter Infektionen, Krebs und neurologische Störungen, sind durch Entzündungsreaktionen charakterisiert. Diese tragen maßgeblich zum Schweregrad der Krankheit bei, jedoch sind derzeit für viele Entzündungsreaktionen keine effektiven Therapien bekannt und es bleibt nur eine symptomatische Behandlung. Die Erforschung dieser Entzündungsprozesse und ihrer zugrundeliegenden komplexen Zusammenhänge setzt eine spezifische Kombination von wissenschaftlichen Kenntnissen, Expertisen und modernsten Untersuchungsmethoden voraus. Ziel des Else Kröner Medical Scientist Kollegs „InFlame“ ist es daher, promovierte Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in die translationale Forschung einzubinden, ihre wissenschaftliche Karriere zu unterstützen und eine Grundlage für die Entwicklung effektiver Behandlungsmethoden von entzündlichen Erkrankungen zu schaffen. Der Standort Münster bietet dafür mit seinem Medizin-Schwerpunkt Entzündung und Infektion beste Bedingungen. Durch den Schwerpunkt sind zahlreiche Forschungskonsortien und Netzwerke vorhanden, die den Kollegiat:innen ein optimales wissenschaftliches Umfeld mit modernster Infrastruktur und eine direkte Anbindung an bestehende translationale Projekte und klinische Studien ermöglichen. So fließen die Forschungsergebnisse der Kollegiatinnen und Kollegiaten direkt in translationale Ansätze.
Weitere Informationen
Zur Pressemitteilung beim idw.
Zur Pressemitteilung der EKFS.