Essen: Medizinstudium – Risiken und Nebenwirkungen ohne Statistik-Angst

Risiken abzuwägen gehört zum Alltag von Mediziner:innen. Diese sogenannte Risikokompetenz ist jedoch oft eher schwach ausgeprägt. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat deshalb untersucht, wie dieser Lernprozess gezielt unterstützt werden kann.

Medizinstudierende in einem Seminar.
Risiken abzuwägen gehört zum Alltag von Mediziner:innen. Beispielsweise, wenn eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung getroffen werden soll und Patient:innen über Risiken aufgeklärt werden. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat deshalb untersucht, wie dieser Lernprozess gezielt unterstützt werden kann. Ihre Studie zeigt: Wenn anstelle der Statistik die Bedeutung für die Kommunikation mit Patient:innen in den Vordergrund gerückt wird, ist der Lernerfolg bei den Studierenden größer. © Adobe Stock

Erkenntnisse aus der Placebo-Forschung

„Wer von sich aus Statistik spannend findet, orientiert sich vermutlich eher in mathematische Fächer als in Richtung Medizin“, erklärt Prof. Dr. Sven Benson, Leiter des Instituts für Medizindidaktik an der UDE. „Dabei ist das Thema für die meisten Studierenden gut erlernbar. Das eigentliche Hindernis sind oftmals emotionale Lernblockaden wie die Sorge vor dem Scheitern, weil viele davon ausgehen, dass ihnen Mathematik einfach nicht liegt.“ Die Forschenden haben deshalb Erkenntnisse aus der Placeboforschung auf die medizinische Ausbildung übertragen und versucht, bei den Studierenden gezielt positive Erwartungen gegenüber einer Seminareinheit zum Thema „Risikokompetenz“ zu wecken.

Relevant für ärztliche Kommunikationsfähigkeit

192 Studierende absolvierten ein 2,5-stündiges Pflichtseminar und wurden dabei in zwei Gruppen unterteilt. Vor Seminarbeginn wurde in der einen Gruppe betont, wie wertvoll das Seminar für die ärztliche Kommunikationsfähigkeit sei und dass den Studierenden dafür auch grundlegende statistische Konzepte vermittelt werden sollen. In der anderen Gruppe wurde hervorgehoben, wie wichtig statistische Kenntnisse für das Lesen und Verstehen medizinischer Fachliteratur seien und dass vor allem Berechnungen den Schwerpunkt des Kurses bilden werden. Der Bezug zur Patientenkommunikation wurde in dieser Gruppe nur am Rande erwähnt. Das Seminar selbst wurde in beiden Gruppen identisch durchgeführt.

Sorgfältig formulierte Lernziele

Die gute Nachricht: Bei beiden Gruppen zeigte sich nach dem Seminar ein deutlicher Lernerfolg. Aber: Die Lernerfolge der Studierenden, die davon ausgingen, dass sie ein Kommunikationstraining erlernen, zeigten eine stärkere Zunahme der Risikokompetenz. Somit zeigt die Studie, dass es gelingen kann, dieselben Inhalte durch sorgfältiger formulierte Lernziele besser zu vermitteln.


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