18.07.2023
Das Merkelzellkarzinom ist ein sehr aggressiver Hautkrebs. Obwohl es zu den seltenen Erkrankungen gehört, erkranken in Deutschland jährlich zwischen 800 und 1000 Menschen. Mehr als ein Drittel der Patient:innen versterben an dieser Krebserkrankung, trotz leitliniengerechter Therapie. Hierbei wird das Tumorgewebe und alle verdächtigen Lymphknoten chirurgisch entfernt, dann folgt eine Strahlentherapie. Es kommt jedoch häufig zu Rückfällen. Zur Behandlung von Rückfällen oder auch in Fällen, in denen der Tumor nicht vollständig entfernt werden kann, werden bereits Immunsystem-stimulierende Antikörper eingesetzt.
Immuntherapie in Phase-II-Studie
Um die Therapie beim Merkelzellkarzinom zu optimieren, haben Forschende der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) eine multizentrische Phase-II-Studie durchgeführt. In dieser konnte erfolgreich eine unterstützende Immuntherapie mit Nivolumab getestet werden.
In Deutschland und den Niederlanden wurden zwischen 2014 und 2020 insgesamt 179 Patient:innen mit Merkelzellkarzinom untersucht, die auch nach operativer Entfernung ein hohes Risiko für einen Rückfall hatten. Die Patient:innen erhielten monatliche Dosen von jeweils 480 mg Nivolumab über einen Zeitraum von 12 Monaten oder wurden entsprechend des aktuellen Therapiestandards regelmäßig überwacht. Der monoklonale Antikörper Nivolumab gehört zur Klasse der PD1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die auch bei anderen Hautkrebserkrankungen eingesetzt werden.
Reduziertes Rückfallrisiko durch Immuntherapie
„Das relative Risiko innerhalb der ersten beiden Jahre einen Rückfall der Erkrankung zu erfahren, reduzierte sich um ungefähr 40%, das ist ein bemerkenswerter Fortschritt für eine so aggressive Hautkrebsvariante“, fasst Professor Jürgen C. Becker die Studienergebnisse zusammen. Becker ist Leiter der DKTK-Abteilung „Translational Skin Cancer Research“ im Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB) und Professor der Dermatologie (Leitung Professor Dirk Schadendorf) der Universitätsmedizin Essen (UME) . Die beobachteten Nebenwirkungen ähneln denen, die bei der Behandlung mit anderen Immun-Checkpoint-Inhibitoren auftreten.
Insbesondere Patient:innen, die jünger als 65 Jahre sind, profitieren unserer Studie zufolge von der adjuvanten Immuntherapie mit Nivolumab.
Zukünftig wollen die Forschenden des DKTK die gewonnen Daten translational aufarbeiten. Sie hoffen prädikative Biomarker zu identifizieren, mit denen sich vorhersagen lässt, welchen Patient:innen mit welcher Therapie am besten geholfen werden kann.
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