01.12.2020
Parkinson ist eine Erkrankung des Gehirns, die sich durch Bewegungsstörungen und andere schwerwiegende Symptome bemerkbar macht. Auf mikroskopischer Ebene ist die Erkrankung durch die Schädigung bestimmter Nervenzellen gekennzeichnet und davon, dass sich ein Protein namens „Alpha-Synuclein“ innerhalb von Nervenzellen in aggregierter Form ansammelt. Die Ursache der Parkinson-Erkrankung ist unbekannt; allerdings weiß man, dass manche Genvarianten das Krankheitsrisiko erhöhen können. Mutationen im Gen für das Enzym Glucocerebrosidase (GBA) sind der häufigste bekannte genetische Risikofaktor. Es ist jedoch bemerkenswert, dass nicht alle Menschen, die solche Mutationen aufweisen, auch an Parkinson erkranken. Außerdem kann die Erkrankung bei Personen mit diesen Mutationen in unterschiedlichem Alter auftreten und die Symptome können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Folglich werden die Entstehung und der Verlauf der Parkinson-Erkrankung bei Menschen mit GBA-Mutationen von bislang unbekannten Faktoren beeinflusst.
Die „Darm-Hirn-Achse“
Immer mehr Befunde deuten auf die Möglichkeit hin, dass das Krankheitsgeschehen rund um das Protein Alpha-Synuclein den Darm betrifft und dass sich diese Pathologie vom Darm zum Gehirn — und umgekehrt — über eine „Darm-Hirn-Achse“ ausbreiten könnte. Diese Wechselbeziehung umfasst sowohl Nervenverbindungen als auch Signalwege, an denen Hormone und das Immunsystem beteiligt sind. Die Gemeinschaft der Mikroorganismen, die den Darm besiedeln — „Darmmikrobiom“ oder auch „Darmflora“ genannt — könnte Vermutungen zufolge für die Entwicklung der Alpha-Synuclein-Pathologie im Darm und für deren Ausbreitung ins Gehirn eine wichtige Rolle spielen. Infolgedessen und weil die Darmflora von Person zu Person variiert, wären manche Menschen möglicherweise anfälliger für Parkinson und andere weniger.
„Wir wollen untersuchen, wie all diese Puzzleteile zusammenpassen könnten. Unsere Hypothese ist, dass sich das Mikrobiom von Parkinson-Patienten mit einer GBA-Mutation vom Mikrobiom jener Menschen unterscheidet, die die Mutation zwar tragen, die Erkrankung jedoch nicht entwickeln. Wir werden auch Mechanismen untersuchen, die diesen Zusammenhang zwischen Variationen im Mikrobiom und der Krankheitsentwicklung erklären könnten. Diese Mechanismen könnten Ansatzpunkte für neue Therapeutika gegen Parkinson werden“, so Donato Di Monte, Forschungsgruppenleiter und Koordinator des Projekts am DZNE in Bonn.
„Es ist bekannt, dass mehrere Faktoren die Darmflora beeinflussen, wie genetische Faktoren, Ernährung und Medikamente“, sagt Michela Deleidi, Forschungsgruppenleiterin am Tübinger Standort des DZNE. „Wenn wir verstehen, wie diese Faktoren die Darm-Hirn-Achse beeinflussen und wir auf das Mikrobiom gezielt einwirken, könnte es möglich sein, das Risiko einer Parkinson-Erkrankung zu verringern oder Krankheitssymptome zu lindern.“
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Zur Pressemitteilung beim idw.
Zur Website der ASAP Initiative.