05.05.2020
Die Landesregierung hat gemeinsam mit dem Kreis Heinsberg und dem Institut für Virologie an der Universitätsklinik Bonn ein einzigartiges Corona-Forschungsprojekt initiiert. Ab heute wird der renommierte Virologe und Direktor des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik Bonn, Prof. Dr. Hendrik Streeck, mit einem Team von 20 medizinischen studentischen Hilfskräften die Infektionsverläufe im Kreis Heinsberg erforschen: Sein Wissenschaftsteam befragt Patienten, um mögliche Kausalketten mit Vorerkrankungen zu erfassen und hieraus Präventionsempfehlungen für die gesamtdeutsche und europäische Bevölkerung zu generieren.
Kreis Heinsberg als Erstregion
Im Kreis Heinsberg waren die ersten Corona-Infektionen in Nordrhein-Westfalen aufgetreten. Der Kreis gilt mit dem bisher größten Cluster an Infizierten als „Epizentrum“ in Deutschland. Die Verläufe des Infektionsgeschehens dort können Antworten und Erkenntnisse für ganz Deutschland liefern.
Studienleiter Prof. Streeck sieht die Aufgabe der Wissenschaft darin, möglichst schnell Fakten zu schaffen. „Der Kreis Heinsberg stellt eine ideale Situation dar, Antworten für den Rest von Deutschland zu finden.“
Die Covid-19 Case-Cluster-Study
An der Studienplanung und -durchführung sind weitere namenhafte Forscher beteiligt, wie der Leiter des Instituts für Hygiene, Prof. Martin Exner, und Leibnizpreisträger Prof. Gunther Hartmann, der mit dem Exzellenzcluster „ImmunoSensation2“ logistisch die Studie unterstützt. Das Forschungsprojekt ist für einen Zeitraum von vier Wochen angelegt. Die Arbeit erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Heinsberg und dem Landrat des Kreises, Stephan Pusch. Die Landesregierung finanziert die Studie.
Ziele der Studie sind unter anderem die Bestimmung der „Dunkelziffer“ von SARS–CoV-2-Infizierten und derjenigen, die bereits eine Infektion durchgemacht haben, um so eine vollständige Erhebung der Belastung des Kreises Heinsberg mit SARS-CoV-19 zu schaffen. Dazu erfolgt unter anderem die Befragung und Erfassung der bereits bestätigten Fälle sowie derer in häuslicher Gemeinschaft in Quarantäne lebender Familienmitglieder.
Durch virologische Diagnostik, auch des Lebensumfeldes, sowie mittels einer Fragebogenstudie soll bewertet werden, inwieweit die durchgeführten Tests richtig waren und wie sich das Virus über Luft, über Oberflächen, Bedarfsgegenstände, Lebensmittel und Wasser gegebenenfalls übertragen kann. Zusätzlich sollen die Probanden im Hinblick auf Vorerkrankungen und Kausalketten (Reise, Nahrung, Tierkontakt) befragt werden, um hieraus Präventionsempfehlungen für die gesamtdeutsche und europäische Bevölkerung zu generieren.
[Update] Erste Ergebnisse des Projekts
Erste Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes wurden inzwischen der Landesregierung übergeben. Projektleiter Prof. Dr. Hendrik Streeck: „Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass […] die bisherigen Maßnahmen richtig waren, um die Ausbreitung einzudämmen. Wir müssen lernen, mit SARS-2 zu leben und die Gefahren richtig einzuordnen. Unsere Aufgabe als Wissenschaft ist es, Erkenntnisse zu erarbeiten – und diese dann der Politik zur Verfügung zu stellen.“
[Update II] Ergebnisse des Projektes liegen vor
Ergebnisse der „COVID-19-Case-Cluster Study“ im Kreis Heinsberg sind vorab veröffentlicht worden und werden nun Wissenschaft und Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei wurde unter anderem erstmals die Sterblichkeitsrate der Infektion genau bestimmt.
Weiterführende Informationen
Pressemitteilung der Staatskanzlei des Landes NRW vom 27.03.2020
Pressemitteilung der Staatskanzlei des Landes NRW vom 09.04.2020
Vorläufiges Ergebnis und Schlussfolgerungen der COVID-19 Case-Cluster-Study (PDF, 120 KB)
Meldung zur Veröffentlichung der Ergebnisse vom 05.05.2020