03.07.2024
Das Institut für Hygiene und Public Health (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) wird als Teil des deutsch-niederländischen Forschungsprojekts „Sustainable Protection Of Water Resources“ (SPOWAR) durch das Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland gefördert. Das Konsortium erhält bis 2027 rund 3,88 Mio Euro zur Entwicklung von neuen Technologien. Es geht um die Inaktivierung, den Abbau und die Entfernung von multiresistenten Erregern (MRE). Außerdem um Antibiotikaresistenzgene und ökotoxikologisch kritische organische Verbindungen in Prozess- und Abwässern zur Verhinderung von Kontaminationen und Emission in die Umwelt.
Krankenhäuser mögliche Quellen für Belastung
Antibiotikaresistente Bakterien gehören zu den größten Herausforderungen der Medizin im 21. Jahrhundert. Es ist wichtig ihre Verbreitung in die Umwelt möglichst umfassend zu verhindern, um so das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu minimieren. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser stellen mögliche Punktquellen dar. Sie könnten über ihr Abwasser neben antibiotikaresistenten Bakterien auch Rückstände von Antibiotika und anderen Arzneimitteln verbreiten. „Besonders vor dem Hintergrund der Patientensicherheit aber auch der Nachhaltigkeit ist es für uns als Universitätsklinikum wichtig, bei diesem Thema voranzugehen. Wir sind froh, dass wir als IHPH Teil dieses wichtigen Forschungsprojekts sind“, so Prof Nico Mutters. Er ist Direktor des IHPH am UKB.
Wie das möglich sein kann, werden die Forschenden aus Bonn gemeinsam mit den Partnern aus Deutschland und den Niederlanden in den nächsten vier Jahren gemeinsam untersuchen. Dem vom Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland geförderten Projekt gehören neben den Universitätsklinika Bonn und Groningen auch Unternehmen an. Deren Spezialgebiete liegen im Themenbereich der neuen Technologien und Verfahren zur Reinigung und Desinfektion von Prozesswasser/Abwasser. Das Ziel des Konsortiums ist, neue Technologien und Verfahren auf Basis von Bi-Super-Katalysatoren, Plasma-Behandlung, UV-Desinfektion und Hochdruckbehandlung in Kombination für die Reduktion von antibiotikaresistenten Bakterien und für Rückstände von ökotoxikologisch kritischen organischen Verbindungen zu entwickeln. Es wird koordiniert von wfk – Cleaning Technology Institute e. V..
Pilotanlage geplant
Am IHPH werden innerhalb des Projekts die Wirksamkeit der entwickelten Methoden mit mikrobiologischen und chemischen Untersuchungsverfahren überprüft. Zusätzlich soll durch die Untersuchungen verschiedener Prozess- und Abwässer eine Risiko- und Bedarfsanalyse innerhalb medizinischer Einrichtungen auf Grundlage von neu oder weiterentwickelten Verfahren erstellt werden. Im Anschluss soll eine Pilotanlage am UKB erprobt werden. Die Möglichkeiten zur eintragsnahen Reduktion von Antibiotikaresistenzen und kritischen organischen Verbindungen im Abwasser in der Praxis sollen untersucht werden. Dafür erhalten die Bonner Forschenden innerhalb des SPOWAR-Projekts knapp 429.000 Euro an Fördergeldern.
Die neuen Technologien und Verfahren auf der Basis der Bi-Super-Katalysatoren und der Plasma-Behandlung von wässrigen Medien sind sowohl für dezentrale als auch für großmaßstäbliche zentrale Aufbereitungseinheiten durch die beliebige Skalierbarkeit einsetzbar. Hochdruck-Verfahren sind für die dezentrale Behandlung in kleinerem Maßstab anwendbar. Solche Verfahren erlauben somit, bei punktuellem Anfall besonders hoch belasteter Teilströme eine gezielte Vorbehandlung vornehmen zu können. „Eine gezielte dezentrale Behandlung von Teilströmen könnte zu einer Entlastung der zentralen Abwasseraufbereitung und somit zu Kosten- als auch Ressourcenersparnis beitragen. Zudem könnte die möglichst frühzeitige Entfernung zum Beispiel von Antibiotikarückständen den Selektionsdruck auf Bakterien verringern und damit der Entstehung von Resistenzen vorbeugen. Im Sinne des One-Health-Gedankens kann das auch für die öffentliche Gesundheit langfristig von großem Vorteil sein“, so Prof. Mutters.
Das Projekt SPOWAR wird im Rahmen des Interreg VI A-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt. Es wird mit 3,880 Mio. Euro durch die Europäische Union, das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie MWIKE NRW, das niederländische Wirtschaftsministerium (EZK), sowie die Provinzen Friesland, Groningen, Overijssel und Noord-Brabant mitfinanziert.
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