Bonn: Pflegeforschung am Universitätsklinikum

Entlastung für Pflegefachkräfte und gesteigerte Qualität der Patientenversorgung.

(v.l.) Dr Sebastian Nies, Thomas Schneider und Dr. Silja Tuschy leiten die Pflegeforschungsprojekte mit den Schwerpunkten Robotik und virtuelles Lernen gemeinsam mit den medizinischen Partnern des UKB. Pflegeforschung
(v.l.) Dr Sebastian Nies, Thomas Schneider und Dr. Silja Tuschy leiten die Pflegeforschungsprojekte mit den Schwerpunkten Robotik und virtuelles Lernen gemeinsam mit den medizinischen Partnern des UKB.
© UKB | P. Nuhn

Ein virtueller Schulungsraum für Trainings und Simulation in der Pflegeausbildung, Care-Roboter oder ein intelligentes Trinkbechersystem. Um den Pflegealltag einfacher zu gestalten und die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, setzt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) vermehrt auf Pflegeforschung. Obwohl es (noch) keine pflegewissenschaftliche Fakultät an der Universität Bonn gibt, engagiert sich das Team rund um den Vorstand des Pflege- und Patientenservices Alexander Pröbstl aktiv in diesem Bereich. So sind insbesondere durch das Digitalisierungs-Projekt „Innovative Secure Medical Campus“ (ISMC) pflegewissenschaftliche Forschungsprojekte entstanden, die sich mit innovativen Themen der pflegerischen Versorgung und Ausbildung der Zukunft auseinandersetzen. Das Projekt ist vom Vorstandsvorsitzenden und Ärztlichen Direktor des UKB, Prof. Wolfgang Holzgreve, zusammen mit Prof. Andreas Pinkwart, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, iniiert.

Ein zentrales Thema der Pflegeforschung am UKB stellt die Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme der Patientinnen und Patienten dar. „Mangelernährung und Dehydration können vor allem bei älteren Menschen zu längeren Krankenhausaufenthalten oder schlechteren Krankheitsverläufen führen“, erklärt Thomas Schneider. Er ist Pflegedienstleiter des Neurozentrums am UKB. „Wir forschen deshalb aktuell an verschiedenen robotischen und messtechnischen Systemen, die zum einen unsere Pflegefachkräfte unterstützen sowie entlasten und zum anderen unsere Versorgungsqualität nachhaltig verbessern können.“ So wurde unter anderem kürzlich in Kooperation mit CONET Solutions GmbH, emineo AG, Fraunhofer ITWM und Fraunhofer IPA ein Konzept entwickelt, dass die ersten Schritte zur Entwicklung eines Care-Roboters ermöglicht. Dieser Roboter soll z.B. in der Lage sein, Essens-Tabletts auszuliefern und Getränke anzureichen. Mithilfe von eingebauten Scannern oder anderen Mess-Systemen können Ess- und Trinkmengen aufgezeichnet werden, um bei Abweichungen schnell intervenieren zu können.

Außerdem sollen noch in diesem Jahr auf Pilotstationen am UKB so genannte Wearables zum Einsatz kommen. „Diese smarten Geräte in Form von Armbändern oder Brustpatches zeigen verschiedene Vitalparameter unserer Patientinnen und Patienten an“, so Dr. Silja Tuschy. Sie hat die Projektleitung im ISMC-Teilprojekt Pflegeforschung des UKB. „Das unterstützt die Pflegefachpersonen in der täglichen Patientenversorgung“. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll am UKB ein intelligentes Trinkbechersystem eingesetzt werden. Es überwacht die Flüssigkeitszufuhr der Patientinnen und Patienten und erinnert an die Flüssigkeitsaufnahme.

Angesichts der aktuellen Engpässe in der Gesundheitsversorgung und Pflege sowie der sich verändernden Praxisanforderungen gewinnt die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung zunehmend an Bedeutung. „Forschung im Bereich der Pflegeausbildung ermöglicht es uns, neue Erkenntnisse direkt in die Ausbildungspraxis zu integrieren und langfristig zur kontinuierlichen Verbesserung der Pflegequalität beizutragen“, sagt Dr. Sebastian Nies. Er ist Sprecher des Centrums für Aus- und Weiterbildung (CAW) des UKB. Bis zum Ende diesen Jahres ist daher die Schaffung eines virtuellen Schulungsraums für Trainings und Simulationen in der Pflegeausbildung geplant. Dieser Raum wird als Erweiterung des bestehenden Skills-Lab-Konzepts konzipiert und soll fest in den Lehrplan der Pflegekräfte integriert werden. „Ein zentraler wissenschaftlicher Fokus wird darauf liegen, zu untersuchen, wie der Einsatz von VR-Schulungsumgebungen bestehende Bildungs- und Simulationsformate sinnvoll ergänzen kann. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, wie diese Technologie auch für internationale und standortunabhängige Bildungsformate genutzt werden kann“, erklärt Dr. Nies weiter.

KI.NRW Flagship-Projekt

Die Projekte im Bereich der Pflegeforschung sind Teil des KI.NRW Flagship-Projekts ISMC am UKB. Unter der Nutzung modernster Technologien wie KI, 5G und OP-Robotik ist das UKB mit seinem ISMC-Campus Vorreiter für einen Medizin-Campus der Zukunft geworden. Der ISMC hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es wird vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Digitalisierung und Energie MWIDE des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer Fördersumme von bis zu 17,5 Mio. Euro unterstützt.


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