22.06.2023
Anstatt natürlich wirkende Bewegungsabläufe für Computerspiele zu erzeugen, habe ich nach einer sinnvolleren Anwendung für meine Forschung gesucht.
Prof. Dr. Björn Krüger leitet jetzt die Forschungsgruppe „Personalisierte digitale Gesundheit und Telemedizin“ an der Klinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB). Der Informatiker hat sein wissenschaftliches Augenmerk auf die digitale Erfassung von menschlichen Daten wie Bewegungen und vitalen Parametern gelegt. Sein Ziel ist es, nicht nur Bewegungsabläufe aufzuzeichnen, sondern auch zu analysieren und nutzbar zu machen. Im Rahmen seiner Professur will der 43-Jährige kleinere und leistungsstärkere Sensor-Technologien in Form von Wearables entwickeln, um Krankheitsmuster zu erkennen und Ereignisse wie epileptische Anfälle zuverlässig vorhersagen zu können.
Kürger beschäftigt sich unter anderem mit der Analyse von Bewegungsabläufen wie Springen oder Rudern als Grundlage für das visuelle Erlernen im Sport. „Zudem interessiere ich mich für Gangbilder von Patienten mit Parkinson oder seltenen Erkrankungen sowie für Bewegungsmuster bei Autismus“, ergänzt er. In einem DFG-Projekt war er an einem biomechanischen Modell der Wirbelsäule von Vierbeinern beteiligt. Für ein kalifornisches Start-up-Unternehmen entwickelte er zwei Wearables – eins für allgemeines Haltungstraining sowie eins zur Erfassung der Form der Wirbelsäule. Mit letzterem gibt es derzeit eine Studie mit der Orthopädie am UKB zur Mobilität der Wirbelsäule nach einem chirurgischen Eingriff.
Björn Krüger möchte die Digitalisierung vorantreiben
Sein nächstes Ziel ist es, spezielle Devices zu entwickeln, die entweder über am Kopf gemessene EEG-Signale oder über gemessene Bewegungen der Gliedmaßen eine Erkennung und Vorhersage von epileptischen Anfällen erlauben. Auch sieht er die Möglichkeit, mittels Daten aus Videokameras Körperhaltungen und Bewegungen zu analysieren, um nicht nur epileptische Anfälle vorhersagen, sondern auch Vitalparameter erfassen zu können.
Als Informatiker möchte ich dabei weg von rein analogen Prozessen wie Fragebogen und Schrittzählung hin zur Digitalisierung. Ein Smartphone oder ein intelligenter Sensor kann viel mehr – beispielsweise epileptische Anfälle viel genauer registrieren als ein vom Betroffenen sorgfältig geführtes Anfallstagebuch.
Zur Analyse der gesammelten Daten entwickelt er statistische Methoden, Algorithmen und Software-Tools. „Dabei ist es wichtig, auf eine angemessene Visualisierung für verschiedene Benutzertypen zu achten“, sagt der Informatiker, der sich sehr wohl auch der Risiken der Digitalisierung wie der Datenschutzfrage bewusst ist. „Wichtig ist zu klären, welche Daten nützlich sind und wie viele benötigt werden.“
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