Bonn: Millionenförderung für Bekämpfung der Flussblindheit

Die Universität Bonn erhält für ein Projekt zur Künstlichen Intelligenz einen Grant der Bill & Melinda Gates Stiftung

Zwei unterschiedliche Anschnitte eines weiblichen Wurms im Knoten nebeneinander: Dunkelrot ist die Färbung des Wolbachia-Oberflächenproteins.
Zwei unterschiedliche Anschnitte eines weiblichen Wurms im Knoten nebeneinander: Dunkelrot ist die Färbung des Wolbachia-Oberflächenproteins. Bei den Wolbachien handelt es sich um endosymbiontische Bakterien, die in der Unterhaut und in den Embryonalstadium der Würmer nachgewiesen werden. Mit Künstlicher Intelligenz lassen sich zum Beispiel Wurmanschnitte mit Wolbachien feststellen.
© IMMIP

Das Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie der Universität Bonn erhält eine Projektförderung der Bill & Melinda Gates-Stiftung in Höhe von 1,48 Millionen US-Dollar. Zusammen mit der internationalen IT-Beratung Capgemini und der Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi) in Genf entwickeln die Forscher eine Technologie, mit der sich die Flussblindheit, die durch parasitischen Würmer verursacht wird, besser bekämpfen lassen soll. Mithilfe Künstlicher Intelligenz sollen Schnitte von Wurmknoten im Gewebe maschinell ausgelesen und damit Wirkstofftests standardisiert und deutlich beschleunigt werden.

Die Flussblindheit (Onchozerkose) ist vor allem in Afrika sowie Mittel- und Südamerika verbreitet. Blutsaugende Kriebelmücken nehmen von erkrankten Menschen Wurmlarven auf und verbreiten sie weiter. Daraus entwickeln sich geschlechtsreife Fadenwürmer, die sich als Parasiten im Bindegewebe einnisten und so genannte Mikrofilarien produzieren. Sind die Augen davon betroffen, kann dies zur Erblindung führen. Der Begriff “Flussblindheit” lässt sich darauf zurückführen, dass sich die Erkrankung in der Nähe von Fließgewässern häuft, weil dort die Larven der Kriebelmücke aufwachsen.

Künstliche Intelligenz ersetzt Untersuchungen “von Hand”

Bislang werden diese histologischen Untersuchungen zur Flussblindheit manuell durchgeführt. “Für die Zulassung neuer Medikamente ist es aber besser, wenn die Qualität der Untersuchung durch Künstliche Intelligenz standardisiert werden kann”, sagt Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP) des Universitätsklinikums Bonn (UKB). Anhand von Gewebeschnitten, die zuvor von mehreren Experten beurteilt wurden, werden KI-Modelle trainiert und die Genauigkeit der automatischen Auswertung überprüft.

“Der Vorteil Künstlicher Intelligenz ist neben der Standardisierung, dass die automatisierte Auswertung der histologischen Schnittbilder viel schneller geht, als dies händisch möglich wäre. Die Auswertung von klinischen Studien kann so teilweise um Monate verkürzt werden”, sagt Dr. Daniel Kühlwein von dem AI Center of Excellence der IT-Beratung Capgemini, die die Algorithmen entwickelt.

“Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn freut sich über die Einwerbung dieses selten vergebenen Grants der Bill & Melinda Gates Foundation durch die Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie”, sagt Dekan Prof. Dr. Bernd Weber. “Das stärkt die internationale Sichtbarkeit des Standortes Bonn im Zusammenhang mit der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten.”


Weitere Informationen

Zur Pressemitteilung der UK Bonn.

Zur Pressemitteilung beim idw.


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