Bonn: Forschung zur Entgiftungsfunktion des Gehirns gefördert

Prof. Gabor Petzold, Neurowissenschaftler am DZNE und Universitätsklinikum Bonn (UKB), ist Teil eines neuen US-amerikanischen und europäischen Exzellenznetzwerkes, das die Leducq Foundation über fünf Jahre mit insgesamt 8 Millionen US-Dollar fördert.

Prof. Gabor Petzold
© DZNE / Frommann

Prof. Gabor Petzold, Neurowissenschaftler am DZNE und Universitätsklinikum Bonn (UKB), ist Teil eines neuen US-amerikanischen und europäischen Exzellenznetzwerkes, das die Leducq Foundation über fünf Jahre mit insgesamt 8 Millionen US-Dollar fördert. Davon gehen rund 400.000 US-Dollar nach Bonn. Das Konsortium soll die Rolle der so genannten Gehirnclearance bei der zerebralen Amyloid-Angiopathie (CAA) untersuchen. Die Erkrankung ist eine wichtige Ursache für einen durch eine Hirnblutung ausgelösten Schlaganfall sowie ein wichtiger Faktor für bestimmte Demenzformen. Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung nimmt die CAA zu. Wirksame krankheitsmodifizierende Interventionen gibt es bisher allerdings nicht, so dass man sich durch dieses Exzellenznetzwerk langfristig neuartige Therapieansätze erhofft.

Fehlfunktion bei der „Abfallsbeseitigung“ im Gehirn kann neurodegenerative Erkrankungen begünstigen

Das Abfallbeseitigungssystem des Gehirns arbeitet bei einem gesunden Menschen automatisch im Schlaf und spült Giftstoffe und Abfallprodukte des Hirnstoffwechsels aus, indem diese Produkte entlang der Blutgefäße aus dem Gehirn heraustransportiert werden. Doch eine Fehlfunktion dieser Gehirnclearance kann zu einer Anreicherung schädlicher Substanzen im Gehirn und einer Fehlfunktion der Nervenzellen führen und somit die Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen begünstigen. So gibt es Hinweise, dass eine fehlerhafte Entsorgung von Abfallprodukten – einschließlich des Eiweißstoffes „Amyloid“ – eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer CAA spielen. „Aber es gibt noch offene Fragen, wie dieser Prozess funktioniert“, sagt Prof. Gabor Petzold, Sektionsleiter Vaskuläre Neurologie am UKB und Arbeitsgruppenleiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). „Die Entschlüsselung der Mechanismen bei der Gehirnclearance wird das Verständnis von CAA und damit anderer neurodegenerativer Erkrankungen verbessern.“

Hoffnung auf mehr Erkenntnisse zu Gehirnclearance und CAA

Ziel des neuen Exzellenznetzwerkes ist es, in einem translationalen Ansatz Forschungsergebnisse in der Gesundheitsversorgung umzusetzen. Zudem sollen Möglichkeiten einer Beseitigung von Amyloid-Ablagerungen bei CAA zu untersucht werden. Dazu soll ein besseres Verständnis der Gehirnclearance entlang der Blutgefäße sowie der CAA etabliert und experimentelle Erkenntnisse aus Nagetiermodellen auf das menschliche Gehirn übertragen werden. Zudem sollen relevante treibende Kräfte dieser Prozesse identifiziert und in Patientenstudien getestet werden, um das Abfallbeseitigungssystem des Gehirns zu verbessern.

Das Konsortium wird voraussichtlich am 1. Januar 2024 offiziell mit der Arbeit beginnen. Es umfasst Forschende von Wissenschaftsstandorten in den USA und Europa.


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