Bochum: Höheres Lungenkrebs-Risiko durch Kontakt zu Chrom & Nickel im Job

Eine Studie des IPA in Bochum zeigt, dass beruflicher Kontakt mit Nickel und Chrom, das Lungenkrebs-Risiko erhöhen kann.

Symbolbild: Lunge mit Tumor.  © Adobe Stock
Symbolbild: Lunge mit Tumor.
© Adobe Stock

Der berufliche Umgang mit den Metallen Chrom und Nickel kann das Lungenkrebs-Risiko erhöhen. Das ist das Ergebnis einer internationalen Bevölkerungsstudie. Bislang haben nur wenige Studien über eine große Bandbreite verschiedener Berufe hinweg Expositions-Effekt-Beziehungen für die Exposition gegenüber Chrom und Nickel ausgewertet. Die jetzt publizierte Studie ist Teil der internationalen SYNERGY-Studie.

SYNERGY-Studie berücksichtigt den Risikofaktor Rauchen für Lungenkrebs

In einer Job-Expositions-Matrix wurden Messdaten aus internationalen Datenbanken kombiniert. Diese Matrix schätzt eine typische durchschnittliche Exposition für jeden Beruf sowie die lebenslang erworbene Exposition für alle Studienteilnehmer:innen. Rauchen wurde als wichtigster außerberuflicher Risikofaktor für Lungenkrebs in der Analyse berücksichtigt. Die Studie wertete über 16.000 Lungenkrebsfälle und nahezu 21.000 gesunde Kontrollpersonen aus 14 Ländern aus.

Lungenkrebs-Risiko steigt mit zunehmender Exposition

Die Ergebnisse zeigten für Männer in der höchsten Expositions-Kategorie einen Anstieg des Lungenkrebsrisikos für hexavalentes Chrom und Nickel um ca. 30 Prozent. Die diesbezüglichen Ergebnisse für Frauen waren aufgrund ihrer selteneren beruflichen Exposition weniger eindeutig, wiesen jedoch grundsätzlich in die gleiche Richtung wie die der Männer.

„Da in der SYNERGY-Studie typische Berufe mit sehr hohen Expositionsniveaus nicht beobachtet wurden, bewegen sich unsere Risikoschätzungen im Niedrigdosisbereich“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Behrens, stellvertretender Direktor des IPA und federführender Autor der Studie. „Berufe mit höheren Expositionen, die möglicherweise mit höheren Lungenkrebsrisiken einhergehen, konnten in der SYNERGY nicht beobachtet werden. Diese können aus den SYNERGY-Ergebnissen daher gegebenenfalls nur indirekt abgeleitet werden“.

Prof. Dr. med. Thomas Brüning, Direktor des IPA, ergänzt: „SYNERGY kann für die arbeitsmedizinische Praxis wichtige Erkenntnisse liefern. Allerdings sollten sich diese aufgrund der beobachteten niedrigen Expositionsniveaus ausschließlich auf präventive berufliche Aspekte fokussieren.“

Häufig fehlen Messwerte zur genauen Abschätzung

Die Studie weist darüber hinaus auf wichtige Einschränkungen hin, die allgemein bei der Schätzung von Krebsrisiken in epidemiologischen Studien zu berücksichtigen sind. Da für viele Berufe keine Messwerte an entsprechenden Arbeitsplätzen vorlagen und auch kaum historische Messungen vor 1970 berücksichtigt werden konnten, mussten die Expositionen vieler Berufsphasen mittels eines statistischen Modells geschätzt werden. Das führt zu Unsicherheiten in der Expositions-Abschätzung, so dass das Lungenkrebsrisiko entweder zu hoch oder zu niedrig eingeschätzt werden könnte. Bei Mehrfachexpositionen von zumeist in Produktionsbetrieben beschäftigten Industriearbeitern, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere gegenüber mehreren beruflichen Kanzerogenen exponiert gewesen sein können, kann es darüber hinaus schwierig sein, ein erhöhtes Krebsrisiko auf eine einzelne Substanz zurückzuführen.

Die Auswertung der Daten aus der SYNERGY-Studie verdeutlicht, mit welch großen Herausforderungen eine verlässliche statistische Abschätzung von beruflichen Mischexpositionen verbunden ist
Prof. Dr. Thomas Behrens, stellvertretender Direktor des IPA

SYNERGY kann deshalb aufzeigen, wo zukünftig die Datenlage zur Erfassung beruflicher Expositionen verbessert werden sollte, um Betriebe für die kontinuierliche Überwachung von Expositionen gegenüber schädlichen berufsbedingten Expositionen zu sensibilisieren.

Die Kohorte

Für das internationale Verbundprojekt SYNERGY wurden nahezu 20.000 Lungenkrebsfälle und rund 24.000 Kontrollpersonen aus 16 Ländern eingeschlossen.

Ziel der Studie

Ziel ist die Untersuchung der Synkanzerogenese für fünf Modell-Substanzen und ihr Zusammenwirken mit dem Rauchen. Die fünf Modell-Substanzen sind:

  • Asbest
  • Quarzstaub
  • polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
  • hexavalentes Chrom
  • und Nickel

Der Studienumfang

Alle Studien haben vollständige Berufs- und Rauchbiographien erhoben, um eine Rauch-Adjustierung der beruflichen Krebsrisiken durchführen zu können. SYNERGY stellt somit eine der größten epidemiologischen Forschungsplattformen zu beruflichem Lungenkrebs dar.


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